Cristiano Ronaldo: Bringt die Steueraffäre das Denkmal zum Einsturz?
Cristiano Ronaldo ist derzeit dabei, seinen Ruf und seine Freiheit zu retten, denn dem Weltfußballer wird Steuerhinterziehung im ganz großen Stil vorgeworfen. In mehreren Erklärungen ließ CR7, der sich zurzeit mit der portugiesischen Nationalmannschaft auf den Confed Cup in Russland vorbereitet, erklären, dass er unschuldig sei. Jedoch schafften es seine Berater und Anwälte nicht, die Mehrzahl der Medien und der geschockten Fans von seiner Unschuld zu überzeugen. Selbst „AS“, das Hausblatt seines Vereins Real Madrid, nahm diesbezüglich keine Rücksicht auf den Europameister und Champions League Sieger. „Es ist weder verständlich noch akzeptabel, dass die Stars, die Unsummen verdienen, den Fiskus umdribbeln“, schrieb Blatt-Direktor Alfredo Relaño. Es ziehe einfach nicht, dass Ronaldo mit der Standardausrede käme, er sei von Experten beraten worden und wisse selbst nichts. „La Vanguardia“ schrieb gar, Ronaldo habe nicht nur die Finanzbehörden, sondern die gesamte Gesellschaft betrogen. Es geht um nicht weniger als 14,7 Millionen Euro. Das hat die Staatsanwaltschaft bei Gericht in Madrid festgestellt. Ronaldo selbst erfuhr am vergangenen Dienstag beim Training mit der Nationalmannschaft in Oeiras von den Vorwürfen. Erst einige Stunden später kamen seine ersten Erklärungen bei den Medien an.
Ronaldo sei kein Vorwurf zu machen, so sein Anwalt
Sein Manager Jorge Mendes teilte über sein Unternehmen „Gestifute“ in Lissabon mit, es habe „keine Betrugs- und keine Verschleierungsabsicht“ vorgelegen. Außerdem sei kein Unternehmensgeflecht zur Hinterziehung von Steuern geschaffen worden, wie die spanischen Behörden behaupten. Ronaldo habe sich korrekt verhalten und auch seine im Ausland erzielten Werbeeinnahmen richtig versteuert. Auch der Anwalt des Stars meldete sich in einem TV-Interview des TV Senders „SIC Noticias“ zu Wort. António Lobo Xavier versicherte dabei, dass CR7 ein „Opfer einer Ungerechtigkeit“ geworden sei. Da es sich bei dem Thema Bildrechte um ein sehr kompliziertes handele, sei Ronaldo kein Vorwurf zu machen. Vielmehr müssten einige Berater zur Rechenschaft gezogen werden.
Ronaldo scheint von den Vorwürfen beeindruckt
Cristiano Ronaldo scheint von den Vorwürfen indes schwer getroffen zu sein. Und das ausgerechnet nach der gelungenen Meisterschaft und dem gewonnenen Champions League Finale. Auf aktuellen Fotos sieht man den 32-jährigen mit ernster Miene und nachdenklichen Gesichtsausdruck. Auf der Titelseite der Zeitung „Correio da Manha“ sieht man CR7 niedergeschlagen unter der Überschrift: „Ronaldo von Gefängnis bedroht“. Und das ist nicht übertrieben: Denn laut dem spanischen Finanzministerium drohen Ronaldo sieben Jahre Haft. Sein Mannschaftskollege Danilo beruhigte die Reporter indes und sagte: „Wir haben in der Umkleidekabine nicht darüber gesprochen, aber nach dem Äußeren zu urteilen fühlt sich Cristiano sehr gut.“
Das sind die konkreten Vorwürfe der Staatsanwaltschaft
Die Vorwürfe: Ronaldo soll in den Jahren 2011 bis 2014 Millioneneinnahmen ganz bewusst am spanischen Fiskus vorbeigeschleust haben. Um dies zu erreichen habe er im Jahr 2010, also ein Jahr nach seinem Wechsel von Manchester United zu Real Madrid, auf den Britischen Jungferninseln und in Irland ein Unternehmensgeflecht geschaffen. Jetzt muss der Ermittlungsrichter prüfen, ob es zu einer Anklage kommen wird, oder nicht.
Prominente Vorbilder: Lionel Messi und Javier Mascherano
Im Jahr 2016 verhängte der Oberste Gerichtshof in Spanien eine 21-monatige Gefängnisstrafe gegen Lionel Messi, dem Torjäger des FC Barcelona. Gemeinsam mit seinem Vater Jorge Horacio war er verurteilt worden. Nach der Überzeugung des Gerichts haben beide mittels Scheinfirmen Steuern in Höhe von insgesamt 4,16 Millionen Euro hinterzogen. Die damaligen Briefkastenfirmen von Messi befanden sich in
- Belize
- Großbritannien
- Schweiz
- Uruguay
Da Messi in Spanien als Ersttäter gilt, wurde die Strafe aber nicht vollstreckt. Der 29-jährige musste eine Geldstrafe in Höhe von 2 Millionen Euro zahlen – die er wohl aus der Portokasse abzweigen konnte. Auch der Klubkollege von Messi, Javier Mascherano, kam bereits mit dem Gesetz in Konflikt. Er akzeptierte im Januar eine Haftstrafe von einem Jahr auf Bewährung. Außerdem musste er eine Geldstrafe in Höhe von 816.000 Euro zahlen. Zuvor hatte er zugegeben, dass er Einnahmen in Höhe von 1,5 Millionen Euro nicht versteuert hatte.
Weltfußballer jetzt vor dem Fall?
Cristiano Ronaldo hat eine beispiellose Karriere hinter sich. Über Sporting Lissabon und Manchester United kam er zu Real Madrid. Im Laufe seines Lebens erreichte er so gut wie alles, was ein Fußballspieler erreichen kann:
- Europameister
- Champions League Sieger
- Englischer Meister
- Englischer Pokalsieger
- Englischer Ligapokalsieger
- Spanischer Meister
- Spanischer Pokalsieger
- Spanischer Supercupsieger
- FIFA Klubweltmeister
- Weltfußballer des Jahres
- Englands Fußballer des Jahres
hinzu kommen noch unzählige andere Trophäen und Preise. Wie kein anderer Spieler versteht er es, sich selbst zu vermarkten. Es gibt ein Parfum, das seinen Namen trägt, ein Museum und neuerdings auch eine Statue von ihm. Ist es denkbar, dass er jetzt, durch diesen Steuerskandal, tief fällt? Wir glauben nicht. Die Geschichte hat uns etwas Anderes gelehrt, wie auch die Beispiele Messi und Mascherano zeigen. Wie überall, so gibt es auch in Spanien vor den Gerichten einen „Promi-Bonus“. Steuerbetrug gilt, allen anderslautenden Beteuerungen zum Trotz, noch immer als Kavaliersdelikt. Die Gesellschaft vergisst und verzeiht solche Sünden sehr schnell und nachhaltig. Uli Hoeneß, der wegen massiver Steuerhinterziehung tatsächlich ins Gefängnis musste, ist inzwischen wieder Präsident des FC Bayern München, Lionel Messi spielt noch immer Fußball und so wird es auch mit Cristiano Ronaldo enden. An einen Fall glauben wir nicht, das wäre extrem unrealistisch, egal, wie man zu diesem Thema auch immer stehen mag.
Fazit: Steuerhinterziehung scheint sich zu lohnen – für Stars
Fälle wie Messi, Ronaldo und Hoeneß zeigen eines: Steuerhinterziehung scheint sich immer noch massiv zu lohnen. Denn diese drei werden nur die Spitze des Eisberges sein: Wie viele Fußballer oder Top-Sportler vermarkten sich auf ganz ähnliche Weise und hätten ebenfalls die Möglichkeit, den Staat um solche Summen zu betrügen? Es ist ein Armutszeugnis für die Moral in diesem Spitzensport.
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