Das sind die Favoriten beim Confed-Cup 2017 in Russland
Am Samstag, den 17.06.2017, startet der 10. Konföderationen-Pokal der FIFA (bei den ersten beiden Ausgaben 1992 und 1995 hieß er noch König-Fahd-Pokal). 8 Teilnehmer ringen mehr (Portugal, Chile) oder weniger (Deutschland) motiviert um den Turniersieg. Natürlich wird auch Gastgeber Russland motiviert sein, nach seinem in allen Belangen katastrophalen Auftritt bei der EM 2016, ein besseres Bild abzugeben. Sportlich, auf dem Platz, genauso wie in der Organisation dieses Turniers, das in den Stadien von Sankt Petersburg, Moskau, Kasan und Sotschi gespielt werden wird. Bei der ungewöhnlichen Zusammenstellung dieses Teilnehmerfeldes rückt natürlich automatisch die Frage in den Vordergrund, wer bei diesem Turnier denn eigentlich als Favorit zu gelten hat. Ist es der amtierende Weltmeister, Deutschland? Vielleicht der Europameister Portugal oder der letzte Gewinner der Copa America, Chile? Kann eines der eher als Underdogs einzustufenden Teams hier vielleicht überraschen? Antworten auf diese Fragen liefert der Text in aller Ausführlichkeit, die bei einem solch heterogenen Teilnehmerfeld geboten ist.
Wie sieht es aus in der “deutschen” Gruppe B?
Zunächst mal ist der Modus ganz klar: Nur die beiden besten Teams nach den drei Spieltagen in der Gruppenphase aus jeder Gruppe kommen weiter und ziehen ins Halbfinale ein. Da gibt es zumindest in der “deutschen” Gruppe B klare Favoriten: Deutschland und Chile werden allgemein aus dieser Gruppe kommend im Halbfinale erwarte. Zwar lässt Australien immer wieder durch gute Leistungen und auch Überraschungserfolge gegen Große auf sich aufmerksam machen, doch dauerhaft stabil in der Weltspitze sind sie immer noch nicht zu finden. Und da muss man Deutschland – zumindest mit seiner ersten Elf – und Chile als Gewinner der Copa America unbedingt verorten. Bei Kamerun darf man wie immer eigentlich alles erwarten. Von krachenden Niederlagen, weil man taktisch oder zwischenmenschlich auseinanderfällt bis zu überzeugendem Spielfluss mit viel Witz und Kreativität, mit dem man auch starke Gegner in Verlegenheit bringt, ist alles möglich. Dennoch dürften Chile und – normalerweise Deutschland – hier die stabileren Kader, die erfahrenen und auch abgeklärteren Spieler auf den Platz bringen.
Was ist von Gastgeber Russland zu erwarten?
Russland ist zwar Kopf der Gruppe A und auch Gastgeber. Die Leistungen in den letzten Monaten lassen aber a) zu wünschen übrig und werden b) ohne echten Wettkampfcharakter absolviert. Als Ausrichter sowohl des Confed-Cups 2017 als auch der WM 2018 musste sich die Nationalmannschaft von Russland weder für das eine noch für das andere Turnier qualifizieren. Bei der EM 2016 in Frankreich trat man allerdings derart schlecht auf, dass der damalige Nationaltrainer von sich aus zurücktrat. Sein Nachfolger ist Stanislaw Tschertschassow, der dem Team wieder sowohl Disziplin als auch Mentalität einimpfen will. Dennoch ist es schwierig einzuschätzen, was von der russischen Mannschaft zu erwarten ist. Als Gastgeber genießen sie natürlich in jedem ihrer drei oder eventuell fünf Spiele Heimrecht. Doch auf allzu viel Interesse scheint der Confed-Cup in Russland ohnehin nicht zu stoßen. Bis Anfang Mai war weniger als die Hälfte der verfügbaren Tickets verkauft. Vielleicht gibt es noch viele, die sich in den vier Ausrichterstädten spontan entscheiden, doch noch die Partien zu besuchen. Allzu wahrscheinlich ist das aber nicht und so könnte selbst Gastgeber Russland seine Heimspiele nur vor halbvollen Rängen absolvieren.
Was wird sonst in Gruppe A passieren?
Nimmt man all diese Aspekte zusammen, muss man Europameister Portugal und Nordamerikameister Mexiko in jedem Fall als stärker als die Russen einschätzen. Somit zählen diese beiden Teams in Gruppe A zu den klaren Favoriten aufs Weiterkommen, sollte Russland vor eigenem Publikum nicht unerwartet über sich hinauswachsen. Zumal Portugal nicht nur mit Überstar Cristiano Ronaldo anreist, sondern alle im Team wissen, dass die Chance auf einen Titel für Portugal selten so groß war wie bei diesem Turnier. Europameister wird man (wohl) nur einmal im Leben, und der Confed-Cup könnte bald schon Geschichte sein. Eine einmalige Gelegenheit also, dem Europameistertitel einen weiteren Titel hinzuzufügen. Das dürfte für viel Motivation sorgen. Gleichwohl überzeugten die Portugiesen auch während der siegreich gestalteten EM nur äußerst selten. Vielleicht ist also der Dritte im Bunde der echte Topfavorit auf den Gruppensieg. Bei Mexiko ist allerdings immer problematisch, dass sie in ihren regulären Länderspielen fast nur gegen Kleine antreten müssen. Ernsthafte Konkurrenz haben sie in Nord- oder Mittelamerika kaum einmal zu bewältigen. Insofern bliebe bei ihnen die Frage offen, wie gut sie sich auf das vielleicht etwas höhere Niveau bei diesem Confed-Cup einstellen können.
Welche Chancen haben die vermeintlichen Underdogs?
Neuseeland als absoluter Underdog in Gruppe A und beim gesamten Turnier wird sang- und klanglos ausschieden, ohne aber völlig blamiert zu werden. Die Gefahr einer Blamage liegt eher bei Russland. In Gruppe B könnten sowohl Australien als auch Kamerun mit etwas Fortune das Halbfinale erreichen, insbesondere falls die deutsche B-Elf von Jogi Löw doch nicht so stark und eingespielt auftritt, wie es nach den beiden letzten Länderspielen eingestuft wird. Ob es dann aber für den Einzug ins Finale reichen würde, ist doch relativ fraglich, da wohl mit Portugal oder Mexiko als Gegner im Halbfinale zu rechnen ist. Das dürfte sowohl für Australien, das gerade einen Test mit 0:4 gegen Brasilien verlor, als auch für Kamerun eine Nummer zu groß sein.
Wer ist nun Favorit auf den Gesamtsieg?
Eins ist relativ sicher, auch wenn die Buchmacher dies anders sehen mögen: Deutschland ist es nicht. Man möge selbst entschieden, welches der drei hispanisch geprägten Länder Chile, Mexiko oder Portugal am stärksten einzuschätzen ist. Ein Ronaldo alleine macht noch keinen Sommer, weshalb man hier wohl am ehesten auf Chile tippen sollte. Die Mannschaft spielt meist wie aus einem Guss, physisch unheimlich rasant und doch technisch von exquisiter Klasse. Topfavorit auf den Turniersieg beim Confed-Cup 2017 sollte als Chile sein. Deutschland käme erst mit einigem Abstand hinter Portugal und Mexiko dafür in Frage.
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