Deutschland – Chile: Das erwartet uns im Finale des Confed Cup 2017
Damit hatte man in Fußballdeutschland nun wirklich nicht gerechnet. Die zusammengewürfelte Auswahl von Jogi Löw für den Confed Cup 2017 hat völlig verdient und ziemlich souverän das Finale dieses Wettbewerbs am Sonntag, 02.07.2017, in St. Petersburg erreicht. Gespielt wird im neuen Krestowski-Stadion, das extra für die kommende WM 2018 in Russland errichtet wurde. Diesmal werden die 69.500 Plätze wohl ausverkauft sein, wenn ab 20 Uhr deutscher Zeit im Finale der Ball rollt. Gegner ist Chile, gegen das die deutsche Mannschaft in der Gruppenphase 1:1 spielte, nachdem sie schon in der 6. Minute in Rückstand geraten war und danach Probleme hatte, Zugriff aufs Spiel zu bekommen. Das gelang aber schließlich doch und man belohnte sich mit dem Ausgleich.
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Ausgang offen wie selten bei einem Finale
Was ist von der Neuauflage dieses Gruppenspiels zu erwarten? Die deutsche Mannschaft hat sich schließlich immer besser zusammengefunden. Gleichwohl gilt Chile bei den einschlägigen Medien als leichter Favorit. Man sollte sich jedenfalls nicht von der Höhe der Siege gegen Mexiko, Kamerun und Australien täuschen lassen. In den bisherigen elf Spielen in dieser Saison war das einzige Team, das kein Tor gegen Deutschland erzielte, der Fußballzwerg San Marino. Selbst Australien gelangen zwei Tore gegen eine deutsche, immer noch zu oft unsortierte und auch zu durchlässig, ob nun mit dem ersten oder mit dem aktuellen zweiten Kader. Zudem gab es im Halbfinale der Deutschen gegen Mexiko satt und genug Chancen für die Lateinamerikaner, den Ausgleich zu erzielen. Doch der Pfosten und ein sehr guter Marc-André ter Stegen verhinderten dies. Die Chilenen verfügen über ähnliche Erfolge wie die Deutschen, die seit 2006 bei jedem Turnier, an dem sie teilnahmen, im Halbfinale standen. Chile stand bei allen seinen drei letzten Turnieren im Finale – und in Südamerika ist die Konkurrenz vielleicht sogar noch enger als in Europa zu nennen.
Chile zwar stark, aber offensiv auch kaum zwingend
Auf der anderen Seite hat Chile nun dreimal in Folge nur Remis gespielt. Einzig im Auftakt gegen Kamerun gelang ein Sieg. Dann spielte man 1:1 gegen Deutschland sowie Australien, auch das Halbfinale gegen Portugal endete 0:0, welches dann im Elfmeterschießen entschieden wurde. Die deutsche Mannschaft hingegen schwimmt mental auf der Erfolgswelle. In ihren fünf Spielen seit ihrer Neuaufstellung hat sie zweimal Remis gespielt und dreimal gewonnen, dabei massig Tore erzielt (auch wenn man die Partie gegen San Marino da nachvollziehbarerweise ausnehmen muss). Doch vielleicht ist es des Überschwangs aktuell etwas zu viel. Natürlich waren sowohl das 3:1 über Kamerun als auch das 4:1 über Mexiko aller Ehren wert. Dennoch ist das deutsche Team in der Defensive nicht so stabil, wie die guten Spielergebnisse bislang vermitteln. Zudem ist und bleibt die deutsche Mannschaft sehr jung und irgendwann wird auch ihr mal die Konzentration, die Kondition und vielleicht am Ende auch einfach nur das Glück ausgehen.
Bisherige Bilanz zwischen Chile und Deutschland
Bisherige Bilanz von Deutschland gegen Chile: Bislang traf man 8x aufeinander, 2x gewann Chile, zuletzt allerdings 1968 in einem Freundschaftsspiel. Einmal spielte man Remis, nämlich im Gruppenspiel dieses Confed-Cups, die übrigen 5 Partien gewann Deutschland mit dann insgesamt 13:8 Toren gegen Chile. Allerdings hat sich der chilenische Fußball extrem gewandelt. Während man früher nur ein Durchschnittsteam des südamerikanischen Fußballs stellte, ist man dort inzwischen zur führenden Kraft gereift, immer ein Titelkandidat bei der Copa Südamerika und das sogar bei so Gegnern wie Brasilien oder Argentinien. Natürlich ist man, als Teilnehmer des Finals bei diesem Confed Cup, ebenfalls einer von nur noch zwei verbliebenen Titelkandidaten. Viel wird von der Tagesform abhängen, aber auch davon, wie die beiden Trainer – Juan Antonio Pizzi auf Seiten Spaniens und Jogi Löw auf deutscher Seite – ihre Teams taktisch und personell gegeneinander einstellen.
Was wird taktisch geschehen?
Da lohnt natürlich ein Blick auf die erwarteten beiden Aufstellungen. Diese werden ungefähr so erwartet, wie es der nächste Absatz darlegt. Mögliche Aufstellung von Chile im Finale. Die Mannschaft von Chile wird wieder im 4-3-3 erwartet, das könnte dann am Sonntag in St. Petersburg so aussehen: Claudio Bravo – Mauricio Isla, Gary Medel, Gonzalo Jara, Jean Beausejour – Pablo Hernandez, Marcelo Diaz, Charles Aranguiz, Arturo Vidal – Eduardo Vargas, Alexis Sanchez. Mögliche Aufstellung von Deutschland im Finale. Jogi Löw wird wohl im Finale nicht mehr viel experimentieren, dafür hatte er vorher ausreichend Gelegenheiten. Nun wird er wohl dieser Fast-schon-Stammelf vertrauen: Marc-Andre ter Stegen – Matthias Ginter, Antonio Rüdiger, Niklas Süle – Joshua Kimmich, Sebastian Rudy, Leon Goretzka, Jonas Hector – Lars Stindl, Julian Draxler – Timo Werner. Damit erhielten auch Timo Werner und Leon Goretzka mit ihren bislang 3 Toren sowie Lars Stindl mit deren 2 noch die Gelegenheit den Torschützenkönig in diesem Turnier unter sich auszumachen. Bei den Chilenen hat bei bislang ohnehin erst zwei Treffern in diesem Turnier niemand mehr als 1 Tor erzielt. Allerdings wird ja auch noch das Spiel um Platz 3 ausgetragen, in dem Spieler von Portugal oder Mexiko auch noch treffen könnten.
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Obacht vor dem Titelgewinn!
Einen, wenn auch nicht ganz ernstzunehmenden Aspekt sollten sich allerdings beide Teams überlegen, bevor sie dieses Finale gewinnen: Noch nie hat ein amtierender Sieger des Confed Cups die darauf folgende WM gewonnen. Und die hat schließlich, Freude bei den Deutschen über ihre guten Leistungen hin, dass Chile auch noch nie den Confed Cup gewann her, den deutlich höheren sportlichen Stellenwert, nämlich den höchsten im Weltfußball überhaupt.In jedem Fall aber dürfte den Deutschland-Fan, aber auch den neutralen Zuschauer eine spannende und hochklassige Partie erwarten. Diese Teams sollten sich immer noch – wie in der Gruppenphase – relativ auf Augenhöhe bewegen und dabei aber sehr hochklassigen Fußball bieten können.
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