Deutschland – San Marino: Welche Konsequenzen kann Joachim Löw nach dem Dänemark-Spiel ziehen?
Dreimal hat die deutsche Nationalmannschaft bislang gegen die Mannschaft aus San Marino gespielt, dreimal schaffte sie es dabei, ohne Gegentor zu bleiben. Doch wer das Testspiel gegen Dänemark am gestrigen Abend gesehen hat, der könnte Zweifel daran bekommen, dass es dem Weltmeister diesmal wieder gelingt, ein Gegentor zu verhindern. Dass es am kommenden Samstag gegen San Marino einen Sieg geben wird, daran zweifelt wohl kaum jemand – doch wird es wieder ein Zu Null, oder bekommt Joachim Löw die massiven Probleme in der Defensive bis dahin nicht in den Griff?
Massive Probleme in der Defensive
Es war eine Szene, die schon beinahe wie Slapstick anmutete: Matthias Ginter spielte unglücklich zurück und brachte damit Antonio Rüdiger in Bedrängnis, der den Ball nach vorne köpfte – allerdings reichte seine Kraft nicht und das Leder kam direkt vor die Füße von Superstar Christian Eriksen, der sich das nicht zweimal sagen ließ und einen wunderschönen Treffer in der 18. Minute erzielte. Dass die Dänen die Abwehrschwierigkeiten der deutschen Nationalmannschaft nicht effektiver ausnutzen konnten, verdankten die Gäste vor allem dem Keeper: Kevin Trapp von Paris Saint-Germain präsentierte sich in Höchstform und konnte einige sehr gute Chancen der Dänen vereiteln. Die deutsche Defensive blieb solange stark anfällig, wie Löw von einer Dreierkette endlich auf eine Viererkette umstellte – allerdings hatten die Gastgeber zu diesem Zeitpunkt bereits eine ganze Menge Wechsel durchgeführt und die Offensivbemühungen beinahe komplett eingestellt. Eine echte Bewährungsprobe kam somit nicht mehr zustande.
Löw dennoch mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden
Joachim Löw hatte bereits vor dem Spiel angedeutet, dass es mit der sehr jungen Mannschaft Probleme geben könnte. Doch mit einer derart instabilen Defensive rechneten die wenigsten. Angenehm positiv gestaltete sich dann aber nach einer gewissen Eingewöhnungszeit die Offensive. Vor allem Leon Goretzka machte ein starkes Spiel und brachte sich damit auf jeden Fall in die Diskussion für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland und darüber hinaus. Joshua Kimmich erzielte in der 88. Minute dann ein wunderschönes Tor per Fallrückzieher. Trotz der eher enttäuschenden Leistung seiner Hintermannschaft zeigte sich Bundestrainer Joachim Löw nach dem Spiel zufrieden: „Es gab mehr Plus als Minus heute. Das war eine gute Standortbestimmung. Wir haben nur eine Trainingseinheit gehabt. Von daher war ich absolut zufrieden. Das Engagement war von allen sehr gut, an der Abstimmung können wir in den nächsten Tagen noch arbeiten.“ Auch der Trainer der Hausherren, Age Hareide, fand nichts zu meckern: „Ich bin mit unserer Leistung zufrieden. Wir haben tief gestanden und auf Konter gespielt. Besonders in der ersten Halbzeit war unser Umschaltspiel sehr gut.“ Dann ist ja alles klar: Ein gerechtes 1:1, beide Trainer zufrieden, alles in Ordnung. Oder?
Ist die Dreierkette der richtige Weg?
Wie bereits angedeutet wäre das Worst Case Szenario gegen San Marino am kommenden Samstag ein Gegentor. Hier die Ergebnisse der bisherigen Begegnungen gegen den Zwergen Staat:
- 9. Juni 2006: San Marino – Deutschland 0:13
- 2. Juni 2007: Deutschland – San Marino 6:0
- 11. November 2016: San Marino – Deutschland 0:8
Damit es nicht dazu kommt, dass die DFB-Auswahl einen Gegentreffer am kommenden Samstag kassiert, bleibt allerdings noch viel zu tun. Im Prinzip hat der Bundestrainer zwei Möglichkeiten: Entweder er nutzt die Zeit bis zu dem Spiel, um die Dreierkette zu optimieren, oder er nutzt wieder die klassische Viererkette. Bei der Dreierkette, die immer häufiger im modernen Fußball Anwendung findet, besteht die Kunst darin, im Falle des gegnerischen Ballbesitzes, auf eine Fünferkette umzuschalten. Das allerdings war für die Protagonisten am gestrigen Abend noch zu schwierig – das Gegentor von Erikson in der 18. Minute war ein direktes Resultat aus diesen Schwierigkeiten.
Viererkette präsentierte sich wesentlich stabiler
Natürlich muss bei aller Kritik auch bedacht werden, dass Joachim Löw insgesamt sechs Debütanten ranließ:
- Amin Younes
- Kerem Demirbay
- Marvin Plattenhardt
die allerdings erst später ins Spiel eingriffen.
- Kevin Trapp
- Lars Stindl
- Sandro Wagner
standen in der Startelf. Die Tatsache, dass es vor dem Dänemark Spiel nur eine Trainingseinheit gegeben hatte, erklärt dann auch die Unsicherheiten. Schließlich hatte die Mannschaft in dieser Konstellation noch nicht miteinander gespielt. Dennoch: Alle Spieler sind gestandene Profis mit Erfahrung in allen Bereichen, da hätte es bereits nach kurzer Zeit auf dem Platz zu besseren Abstimmungen kommen können. In der Defensive sind also auf jeden Fall Änderungen notwendig, bevor es am kommenden Samstag gegen San Marino um drei wichtige Punkte in der WM-Qualifikation geht. Als Emre Can in der 59. Minute für Sebastian Rudy kam, beruhigte sich das Spiel auch hinten – Can brachte mit seiner Erfahrung viel mit und konnte auch zwei Torchancen herausspielen. Can ist sicherlich mit dieser B-Auswahl in der Startelf am besten aufgehoben. Rüdiger, Ginter und Süle könnten dann die Viererkette vervollständigen und so für eine stabile Defensive sorgen.
Sandro Wagner und Julian Draxler machten ein gutes Spiel
In der Offensive fehlt der deutschen Mannschaft noch die Routine. Die Ansätze waren sehr gut. Mit Leon Goretzka machte ein junger Spieler auf sich Aufmerksam, der selbst ernannte „beste deutsche Stürmer“ Sandro Wagner erzielte als Mittelstürmer zwar kein Tor, setzte aber durchaus Akzente. Ohne eine echte Nummer 9 (Löw brachte in der 67. Minute Brandt für Wagner) geriet das deutsche Angriffsspiel aber auch nicht ins Stocken. Die Spielzüge wurden etwas variabler und wir dürfen gespannt darauf sein, was Timo Werner, der rechtzeitig für das Spiel am Samstag zur Mannschaft stoßen wird, ausrichten kann. Julian Draxler als neuer Kapitän machte seine Sache ebenfalls sehr gut und es war ihm während der gesamten Partie anzusehen, dass er sich um seine Führungsrolle bemüht.
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