Einzelkritik der DFB-Spieler zu Dänemark – Deutschland
1:1 trennt sich die fast völlig neu zusammengestellte deutsche Nationalmannschaft am Dienstag, den 06.06.2017, von den in Bestbesetzung aufgelaufenen Dänen im Bröndby-Stadion in Kopenhagens Vorort Bröndby. Dabei zeigte sich der Bundestrainer im Interview im ZDF grundsätzlich eher positiv gestimmt bezüglich der Leistung dieser seiner Mannschaft, bei der auf deutscher Seite insgesamt 16 Spieler zum Einsatz kamen. Wie haben sich diese jeweils geschlagen, sofern das zu bewerten ist? Hier die Einzelkritik der deutschen Spieler in der Partie Dänemark – Deutschland in Bröndby.
Torhüter
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Kevin Trapp. Bei den Torhütern verhalf Löw dem Pariser Kevin Trapp zu seinem Debüt im DFB-Trikot. Parierte einige Male mehr als überzeugend, beim Gegentor hatte er zwar noch die Hand am Ball, bei dem nassen Boden und dem strammen Schuss des Dänen Eriksen war er aber machtlos. Trotzdem eine einwandfreie Leistung bei seinem ersten Spiel für Deutschland. Ob er auch beim Confed-Cup das Tor hüten wird, darauf wollte sich Löw nach dem Spiel noch nicht festlegen.
Abwehr
Joshua Kimmich überzeugt regelmäßig im Verein und auch sonst bei Jogi Löw, spielte nun schon 13 Spiele in Folge von Anfang an. Doch dies war nicht sein Abend, zu viele Zuspiele landeten beim Gegner, insgesamt ein unterdurchschnittlicher Auftritt des Mannes, der dann doch seinen Auftritt mit einem sehenswerten Fallrückzieher zum Ausgleichstor beendete. Versöhnlicher Abschluss eines mauen Abends für ihn. Niklas Süle spielt zwar bald bei den Bayern, wird dort aber vor allem in Sachen Geschwindigkeit einen Zahn zulegen müssen. War oft deutlich zu langsam und auch zu unbeweglich. So droht ihm bei Bayern nur die Bank, beim Confed-Cup wird er aber wohl trotz des schlechten Auftritts gegen Dänemark spielen. Antonio Rüdiger bereitete das dänische Tor mit einer dummen Kopfballablage vor und ließ zusammen mit Süle in der Innenverteidigung auch sonst viel zu viel Chancen der Dänen zu. Mangelnde Harmonie lag aber wohl an mangelnder Eingespieltheit. Dennoch auch für Rüdiger keine Bewerbung, seine Leistung in dieser Partie. Mathias Ginter auch er war an der Entstehung des Gegentores beteiligt, fand auch sonst nur schwer ins Spiel. Hätte eigentlich viel Raum für Offensivaktionen gehabt, davon war aber nur wenig zu sehen. Wie bei seinen Nebenleuten kein guter Abend für Ginter.
Mittelfeld
Jonas Hector als einer der ganz wenigen Arrivierten in der Mannschaft merkte man ihm diese Souveränität im Spiel auch an. War oft anspielbar, setzte sich auch oft durch – dann kamen seine Flanken aber meist zu ungefährlich vor das Tor der Dänen, sodass die deutsche Elf zu lange auf den Ausgleich warten musste. Ansonsten anders als viele an diesem Abend aber fehlerfrei. Sebastian Rudy oftmals unterschätzt, nicht aber von Jogi Löw. An diesem Tag aber auch nicht in der Lage, wirklich Akzente zu setzen, auch wenn er “stets” bemüht war. Dafür fehlte in Bröndby wohl auch das Verständnis untereinander, was in den nächsten Spielen sicher besser werden wird. Kein Flop-Auftritt von Rudy, aber mehr auch nicht. Leon Goretzka für viele der deutsche Spieler des Abends. Zwei gute Torschüsse, aber vor allem die gedanklich frische Spielweise überzeugten von Goretzka, der wie auch sonst immer mit viel Dynamik auftrat. Löw hält ohnehin große Stücke auf ihn, das wird sich nach dieser sehr guten Leistung eher noch erhöht haben. Julian Draxler führte das Team als Kapitän auf den Platz – mit Kapitänsbinde in Regenbogenfarben. War sichtlich wenig motiviert, hier alles zu geben, baute zwar keine großen Fehler ein, ließ aber jegliche echte Akzente vermissen. Kritiker werden sagen, dass das Draxlers Problem wieder einmal betont: Er spielt nur gut, wenn er wirklich Lust hat und das ist zu selten der Fall. So bleibt von ihm von diesem Spiel wohl nur die bunte Binde in Erinnerung. Lars Stindl in Bundesliga und Europa League zuletzt äußerst treffsicher und auch ein guter Vorbereiter. Gegen Dänemark fehlte für beides das Verständnis für die Nebenleute. Ackerte anders als Draxler über seine gesamte Spielzeit hinweg, die Glanzpunkte – und auch Torchancen – blieben aber aus. Emre Can kam als frisch gebackener Torschütze des Jahres in England spät ins Spiel, schlenzte den Ball gleich mal in Richtung Tor – knapp vorbei. Viel mehr war dann von ihm nicht mehr zu sehen, ohne negativ aufzufallen. Julian Brandt kam sehr spät, zeigte anders als Younes Schwächen im offensiven Zweikampf, dennoch könnte auch ihm die Zukunft in der DFB-Elf gehören – aber wohl erst nach der WM 2018. Kerem Demirbay bei seinem Debüt spät für Goretzka eingewechselt, konnte das Spiel nicht so strukturieren wie der Schalker. Kaum sehenswerte Szenen, aber natürlich auch mit nur sehr wenig Zeit dazu. Marvin Plattenhardt die nur 2 Minuten seines Einsatzes sind naturgemäß nicht zu bewerten, hat immerhin nun auch sein Debüt als Nationalspieler absolviert. Gilt als einer der Spieler, für die die Partien gegen Dänemark und San Marino sowie der Confed-Cup die einzigen Länderspiele seines Lebens bleiben werden.
Angriff
Sandro Wagner hält sich selbst für den besten deutschen Stürmer. Zumindest an diesem Abend war er das auch. Eine sehr gute, vor allem physisch und in der Antizipation, Leistung macht ihn zu einem der Gewinner an diesem Abend – auch wenn den Ausgleich dann jemand anders erzielte. Sehr aggressiv auch bei “zweiten Bällen”, war ein echter Garant dafür, dass es trotz wenig Abstimmung immer mal wieder im dänischen Strafraum brannte. Hat sich in dieser Form trotz seiner bereits 29 Jahre zumindest Chancen auf die Teilnahme an der WM 2018 erspielt. Amin Younes bekam nur rund 25 Minuten, in denen er allerdings zeigte, dass er das ist, was Mario Götze früher mal war: ein herausragender Dribbler. Ließ immer wieder Gegner aussteigen und setzte sich oft durch. Eine Werbung dafür, seine Art Fußball zu spielen auch in der Nationalmannschaft öfter einzusetzen, die nicht nur den Zuschauern am TV gefiel, sondern auch Jogi Löw sowie ZDF-Experten Sebastian Kehl.
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