Führt Markus Babbel den FC Luzern in die Gruppenphase der Europa League?
Als aktiver Profispieler machte sich Markus Babbel als Abwehrspieler einen Namen. Er spielte für den FC Bayern München, dem Hamburger SV, dem FC Liverpool, für die Blackburn Rovers und für den VfB Stuttgart, ehe er vor zehn Jahren die Fußballschuhe endgültig an den Nagel hing. Der 53-fache Nationalspieler ist inzwischen Trainer, war bereits für den VfB sowie die TSG 1899 Hoffenheim verantwortlich. Derzeit ist er Chefcoach beim FC Luzern in der schweizer ersten Liga. 110 Spiele hat er bereits für Luzern geleitet. Diesmal beginnt die Saison für ihn und sein Team früher als sonst, denn die Mannschaft muss in der 2. Runde der Europa League Qualifikation gegen NK Osijek antreten. Am kommenden Donnerstag findet das Hinspiel in Kroatien statt – und besonders hoffnungsfroh wirkt der Trainer nicht.
Auch in der vergangenen Saison kein Erfolg
Bereits in der vergangenen Saison hätten es die Schweizer unter Markus Babbel schaffen können, die Gruppenphase der Europa League zu erreichen. In der 3. Runde der Qualifikation stieg die Mannschaft damals ein, es ging gegen US Sassuolo aus der italienischen Serie A. Das Hinspiel daheim endete mit einem 1:1, doch in Italien wurde Luzern dann klar mit 0:3 geschlagen und die Träume von Europa waren ausgeträumt. Dieses Mal beginnt Luzern mit einem etwas leichteren Gegner, der dennoch auf Augenhöhe agieren dürfte. Denn die Kroaten stehen der Mannschaft aus der Schweiz in nichts nach. Wir dürfen gespannt sein, wie es für Babbel und Luzern weitergehen wird.
Das Problem: Wenig Zeit und viele Verletzte
Der Trainer äußerste sich zuletzt nicht sonderlich zuversichtlich, was die Europa League Qualifikation angeht. Das liegt vor allem daran, dass die Vorbereitungszeit zu kurz sei, wie er gegenüber „zentralplus“ bekanntgab: „So früh startete ich in meiner ganzen Spieler- oder Trainerlaufbahn nie in den Wettkampfmodus. Tomi Juric etwa ist erst diesen Dienstag eingestiegen. Wir müssen die richtige Balance zwischen Belastung einerseits und einem behutsamen körperlichen Aufbau der Spieler andererseits finden. Wir sind einfach noch nicht so weit, deshalb muss man auch damit rechnen, dass es gegen NK Osijek holprig wird.“ Er wies außerdem darauf hin, dass nicht alle Spieler einsatzbereit sind und am kommenden Donnerstag einige Spieler zuhause bleiben werden: „Marvin Schulz und Tomi Juric reisen nicht mit nach Kroatien – die Zeit ist zu knapp. Auch Nicolas Schindelholz, Lucas Alves und Shkelqim Demhasaj werden in Luzern gemeinsam mit Konditionstrainer Christian Schmidt ihren Aufbau vorantreiben. Hekuran Kryzeiu ist nach seinen Nati-Einsätzen mit Kosovo eigentlich noch nicht so weit. Aber ihn müssen wir mitnehmen, dieses Risiko gehen wir jetzt halt ein.“
Der Gegner sollte nicht unterschätzt werden
Den Gegner schätzt Babbel als durchaus fordernd ein. Zwar ist von der Mannschaft international noch nicht viel bekannt, doch der Trainer weiß genau, was auf ihn und seine Jungs zukommt:
„NK Osijek ist eine sehr robuste Mannschaft. Wir freuen uns über diese interessante, aber nicht einfache Aufgabe. Und dass Kroaten kicken können, ist bekannt. Wir dürfen sie nicht spielen lassen, sondern müssen Druck ausüben, dann machen sie auch Fehler. Ich weiß, dass wir nicht 90 Minuten Powerfußball spielen können. Wir werden bei weit über 30 Grad beißen müssen. NK Osijek ist kein Fallobst, sondern eine gute Mannschaft.“
Die bisher dürftigen Ergebnisse in Europa
Insgesamt hat der FC Luzern auf internationalem Parkett noch nicht allzu oft Erfolge erzielen können. So sieht die bisherige Bilanz aus:
- Europa League: 2012/13 bis in die Qualifikationsrunde gekommen, 2010/11, 2014/15 und 2016/17 jeweils in der 2. bzw. 3. Runde gescheitert
- Europapokal der Landesmeister: 1989/90 in der 1. Runde an PSV Eindhoven gescheitert
- UEFA-Cup: 1986/87 in der 1. Runde an Spartak Moskau und 1990/91 in der 2. Runde an FC Admira/Wacker gescheitert
- Europapokal der Pokalsieger: 1960/61 im Viertelfinale gegen AC Fiorentina raus, 1992/93 im Achtelfinale gegen Feyenoord Rotterdam raus und 1997/98 in der ersten Runde an Slavia Prag gescheitert
Das sind keine großartigen Erfolge und nichts, mit dem man angeben könnte. Und auch dieses Mal stehen die Chancen eher schlecht: Die Buchmacher sehen im Hinspiel einen klaren Vorteil für die Gastgeber in Kroatien, ein Sieg für Luzern ist daher äußerst unwahrscheinlich. Neuzugang Olivier Custodio hingegen glaubt an einen positiveren Ausgang der Geschichte: „Ich erwarte ein schwieriges Duell gegen Osijek. Ich glaube aber, dass wir die nächste Runde erreichen. Dann schauen wir weiter. Ich glaube an eine positive Story. Wir können wertvolle Erfahrungen sammeln und bekommen vielleicht die Chance, gegen eine große Mannschaft zu spielen.“
Testspiel gegen Sandhausen ging verloren
Wie es formtechnisch um den FC Luzern bestellt ist, das war auch in der vergangenen Woche im Testspiel gegen den deutschen Zweitligisten SV Sandhausen zu sehen, das Luzern mit 1:2 verlor. Den einzigen Treffer für die Innerschweizer konnte dabei der 18-jährige Ruben Vargas erzielen, der erst wenige Tage zuvor einen Profivertrag unterschrieb. Er kam in der 70. Minute für Schürpf auf den Platz. Für Trainer Markus Babbel war das Spiel keine Enttäuschung, er gab viel zu lernen: „Für uns war das Spiel ein sehr aufschlussreicher Test nach einem intensiven Kurztrainingslager. Wir wissen genau, an was wir noch arbeiten müssen, bevor es nächste Woche mit den Ernstkämpfen losgeht.“ Ein Testspiel, dass sich in seinem Ablauf in Kroatien wiederholen könnte – was wohl das Aus bedeuten würde. Denn es ist nicht davon auszugehen, dass die Schweizer nur eine Woche später im Rückspiel plötzlich zu ihrer Form finden werden. Insgesamt also eine unglückliche Regelung – die Schweizer bekommen jetzt zu spüren, was es heißt, mitten in der Sommerpause die ersten Pflichtspiele abhalten zu müssen.
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