Glasgow Rangers: Von den Niederungen des schottischen Fußballs zurück in die Europa League Gruppenphase?
Es gibt im Fußball immer wieder Geschichten zu erzählen. Manche sind für die betroffenen Vereine weniger schön: So wie die des TSV 1860 München, der aus der 2. Bundesliga in die viertklassige Regionalliga abgestiegen ist. Es gibt aber auch immer wieder tolle Geschichte von Vereinen, die nach einem Absturz wieder zurückgefunden haben. Oder Mannschaften, die zum ersten Mal ganz oben mitmischen dürfen. Eine ganze besondere Geschichte aber haben die Glasgow Rangers aus Schottland hinter sich. Die Rangers sind nicht nur schottischer Rekordmeister, sondern auch der Verein mit den meisten nationalen Titeln auf der Welt. Und trotzdem ist es eine riesen Überraschung, dass die Mannschaft heute Abend in der ersten Runde der Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League spielen darf. Warum? Nun, im Jahr 2013 wurde die Mannschaft Meister – der Scottish Football League Third Division, also der vierten Liga Schottlands. Denn die Rangers mussten durch eine Insolvenz den Abstieg in die Unterklassigkeit überstehen und haben es geschafft, denn in der vergangenen Saison wurden die Rangers in der obersten schottischen Liga Tabellenzweiter hinter dem Meister und Erzrivalen Celtic Glasgow. Eine unglaubliche Geschichte. Und die Rangers rüsten auf.
Der Weg in die 4. Liga
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten waren natürlich schon länger zu spüren, doch am 13. Februar 2012 beantragte der Club vor dem zuständigen Gericht in Edinburgh die Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Die Begründung: Die Rangers hatte ausstehende Steuerzahlungen in Höhe von 9 Millionen Pfund. Anschließend wurde die im Jahr 1899 gegründete Betreibergesellschaft „Rangers Football Club plc“ aufgelöst. Mit einer neuen Betreibergesellschaft versuchten die Rangers anschließend, eine Lizenz im Profifußball Schottlands zu bekommen. Die Clubs der Premiership stimmten gegen eine Aufnahme in die höchste Liga. Die Scottish Football League beriet mehrere Stunden über die Zukunft des Vereins und schließlich rangen sich die Verantwortlichen durch und nahmen den Verein in die Third Division auf, in der die Rangers die Saison 2012/13 verbrachten. Kurz danach gab es den nächsten Weltrekord: Denn die Mannschaft absolvierte ihr erstes Saisonheimspiel gegen den FC East Stirlingshire vor einer Kulisse von 49.118 Zuschauern, was einen neuen Weltrekord für ein Viertligaspiel bedeutete. Dieser Rekord wurde dann am 20. Oktober des gleichen Jahres beim Glasgower Derby gegen den FC Queen’s Park mit 49.463 Zuschauern noch einmal getoppt. Ein drittes Mal wurde der Rekord dann im Dezember gegen Stirling Albion gebrochen: 49.913 Zuschauer. Mit dem Gewinn der Meisterschaft gelang in der ersten Saison nach der Insolvenz auch gleich der Aufstieg in die Scottish League One. Es folgte:
- Die Meisterschaft in der League One und der Aufstieg in die Scottish Championship im März 2014
- In der Saison 2014/15 ein erfolgloser Versuch, in die 1. Liga aufzusteigen
- was schließlich in der Saison 2015/16 mit der Meisterschaft der 2. Liga gelang
In der vergangenen Saison schließlich schafften es die Rangers sich mit dem dritten Tabellenplatz in der Scottish Premiership für die erste Qualifikationsrunde für die Europa League zu qualifizieren.
Die Vorbereitungen auf die neue Saison
Für die kommende Saison haben sich die Rangers auf jeden Fall mit einigen tollen Talenten verstärkt und somit klargestellt, dass sie nicht nur in der schottischen Liga zukünftig für gute Ergebnisse sorgen möchten. Derzeit wurde wesentlich mehr Geld ausgegeben, als für abgegebene Spieler eingenommen worden ist. Verpflichtet wurden unter anderem
- Carlos Pena (Deportivo Guadalajara für 3 Millionen Euro)
- Eduardo Herrera (UNAM Pumas für 1,7 Millionen Euro)
- Fábio Cardoso (Vitória Setúbal für 1,5 Millionen Euro)
- Alfredo Morelos (HJK Helsinki für 1,2 Millionen Euro)
Bisher ist noch keiner dieser Spieler bei der Europa League Qualifikation zum Einsatz gekommen, denn die Vorbereitungszeit war noch zu kurz. Es ist auch nicht damit zu rechnen, dass zum Rückspiel einer dieser neuen Akteure den Kader wird verstärken können. Die Qualifikationsspiele fallen normalerweise immer mitten in die Saisonvorbereitungen und damit stets zum ungünstigsten Zeitpunkt. Das Hinspiel gegen den FC Progrès Niederkorn aus Luxemburg am vergangenen Donnerstag konnte mit einem knappen 1:0 gewonnen werden, vor knapp 50.000 Zuschauern im Ibrox Stadium. Das Interesse der Fans ist immens und die Rangers erfreuen sich noch immer sehr großer Beliebtheit. Den Treffer zum Sieg machte Kenny Miller in der 37. Minute. Die Gastgeber am heutigen Abend in Luxemburg haben natürlich noch alle Chancen und wissen das auch: „Der Verein und die Spieler haben von Anfang an an ihre Chance geglaubt. Aber nach dem Auswärtsspiel ist die Hoffnung natürlich noch einmal deutlich gestiegen“, heißt es aus dem Verein, der auf ein volles Stadion hofft (7983 Plätze). Alleine 3000 Schlachtenbummler werden aus Schottland erwartet.
Die bisherige internationale Bilanz
Die bisherige Bilanz der Rangers bei Europapokalwettbewerben ist gar nicht mal so schlecht. In der Saisons 2005/06 schaffte es die Mannschaft in die K.O. Runde der UEFA Champions League. Im Achtelfinale verlor das Team zwar keines der beiden Spiele gegen den FC Villarreal, doch dank der Auswärtstorregel kamen die Spanier am Ende in das Viertelfinale. Die Partien endeten mit einem 2:2 in Glasgow und einem 1:1 in Villarreal. In der UEFA Europa League schafften es die Rangers in der Saison 2010/11 bis ins Achtelfinale, scheiterten dann aber mit 0:0 und 0:1 an PSV Eindhoven. In der Saison 1971/72 feierte die Mannschaft ihren bisher größten internationalen Erfolg: Im Finale des Europapokals der Pokalsieger gewannen die Schotten gegen Dinamo Moskau mit 3:2.
Fazit: Es könnte klappen, muss aber nicht
Der Traditionsverein hat in den vergangenen Jahren eine ganze Menge dafür getan, wieder auf internationales Parkett zurückzukommen und muss nach der ersten noch weitere zwei Qualifikationsrunden überstehen, ehe es in die Gruppenphase der Champions League geht. Die Mannschaft, die bis dahin noch als Gegner kommen könnten, stehen natürlich noch nicht fest – vielleicht brauchen die Rangers aber auch noch ein Jahr, um sich weiter zu festigen.
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