Hintergrund: eSport wird offizielle Sportart in Deutschland
Foto: eSport/Imago/Christian Gube
Für manch älteren Zeitgenossen mag allein schon der Begriff noch völlig unbekannt sein. In den jüngeren Generationen fasziniert “eSport” aber inzwischen Millionen allein in Deutschland – und riesige Massen weltweit. Im Koalitionsvertrag der neuen Großen Koalition wurde nun sogar die Akzeptanz von “eSport” – also des sportlichen Wettkampfs via Computerspielen – als gleichberechtiger Sport neben etablierten Sportarten festgelegt. Bislang ist es nur eine Absichtserklärung, noch ist es nich so weit. Doch viele eher skeptische Beobachter fragen sich, was denn das Spielen von Computerspielen zu einem echten Sport qualifiziert. Doch die Fürsprecher dieser Anerkennung bringen einiges an Argumenten.
Viele Aspekte von eSport ähneln herkömmlicher Definition von Sport
Zunächst wäre da der rein physische Aspekt. Anders als einem Denksport wie bei Schach müssen die eSportler sich tatsächlich physisch ganz schön ins Zeug legen. Zwischen 200 und 300 unterschiedliche Bewegungen pro Minute (!) führt ein eSportler bei den entsprechenden Spielen an seinem Joypad aus. Zudem erreichen die Spieler einen Puls von bis zu 180 und sind damit nur knapp weniger gefordert als beispielsweise ein Formel-1-Fahrer in seinem Rennen.
Außerdem müsse man – vergleichbar mit einem Sportschützen, welche immerhin olympischen Sport betreiben – auch seine Konzentration für die Dauer des Spiels sehr weit oben halten. Mindestens eben länger als der direkte, menschliche Kontrahent. Anders als beim Schießen kämpft man schließlich gegen die Finessen und Tricks eines menschlichen Gegners. Durchaus in vielerlei Hinsicht eine größere mentale Herausforderung als ein reiner Kampf gegen die Uhr. Aus Sicht der Koalitionspartner sind für den eSport dazu auch noch professionelle Trainings- und Sportstrukturen nötig, weshalb eine Förderung dieser sinnvoll und angemessen erscheint.
DOSB lehnt Aufnahme von eSport weiterhin ab
Der DOSB, der Deutsch Olympische Sportbund, sieht das allerdings anders und verweigert den eSportlern die Anerkennung als förderungswürdige Sportart. Bemängelt wird vor allem die mangelnde eigenmotorische Leistung angeführt, welche für Sportarten im DOSB aber definierend sei. Schach als Denksport stelle hier eine historisch begründete Ausnahme dar, man wolle aber keine weiteren machen. Kritiker machen für diese Einstellung vor allem eine in Europa verbreitete Technikfeindlichkeit verantwortlich.
In Asien ist eSport wie selbstverständlich schon seit langem als Sportart anerkannt. In China beispielsweise schon seit dem Jahr 2003 – als einige der jetzt erfolgreichsten eGamer gerade mal geboren waren.
Auch deutsche Fußballclubs gründen eSport-Teams
Welche Auswirkungen die Einschätzung von eSport als förderungswürdigem Sport durch die Politik in Deutschland dann tatsächlich haben wird, ist aber kaum abzusehen. Der Rückstand auf die Qualität der Spieler vor allem aus Korea sowie dem restlichen Asien dürfte nicht in kürzerer Zeit aufzuholen sein.
Sehr wohl aber haben einige Fußballbundesligisten das nicht allein imagepflegende, sondern auch wirtschaftliche Potenzial im eSport längst erkannt und eigene eSport-Teams gegründet, so allen voran der FC Schalke 04, aber auch der VfL Wolfsburg, Hertha BSC oder zuletzt der 1. FC Köln. In diesem Markt werden mit 4 Milliarden Euro mehr Umsätze erzielt als in der gesamten Bundesliga mit ihren zurzeit 2,4 Milliarden Euro. Das aber wiederum war noch nie ein Kriterium für den DOSB, eine Sportart aufzunehmen oder abzulehnen.
Keine Kommentare vorhanden