Italien U21 – Spanien U21: Leckerbissen oder Nullnummer im Halbfinale?
Bei der U21 Europameisterschaft in Polen stehen mit England, Deutschland, Italien und Spanien die vier europäischen Top-Nationen im Halbfinale. Das spanische Star-Ensemble ist bislang seiner Stellung als großer Titelfavorit gerecht geworden, muss sich aber nun im Klassiker dem italienischen Nachwuchs stellen. Wahrhaftig ein Gigantenduell, das im Vorfeld hohe Erwartungen weckt. Schließlich können auch die ‘Azzurrrini’ einen namhaften Kader in die Schlacht ums Finalticket schicken. Doch kann der Kracher zwischen Italien U21 und Spanien U21 (27.06.17; 21.00 Uhr), die zusammen bereits neunmal die EM-Krone dieser Altersklasse gewannen, die hohen Erwartungen erfüllen?
Italien U21 vs. Spanien U21: Die Favoritenfrage
Da der spanische Nachwuchs im Vorfeld des Turniers als der absolute Top-Favorit gehandelt wurde und die Auswahl von Trainer Celades in der Gruppenphase drei souveräne Siege einfuhr, ist die Frage nach dem Favoriten in diesem Duell schnell geklärt: Spanien wird gegen Italien als klarer Favorit auf den Finaleinzug angesehen. Zwar konnten sich die Italiener jüngst mit einem überzeugenden 1:0-Erfolg gegen die bis dahin starke DFB-Auswahl den Sieg in der Gruppe C sichern, doch so eindrucksvoll und konstant wie die Spanier war der mit fünf Titeln Rekord-Europameisters dieser Altersklasse nicht.
Auch die Buchmacher haben wenig Zweifel daran, dass Spanien den Sprung ins Endspiel schafft. Auf dem klassischen 3-Wege-Markt gibt es für einen Sieg von Spanien U21 gegen Italien U21 lediglich eine Quote von durchschnittlich 1,65! Entsprechend muss und wird sich Italien mit der Rolle des Underdogs anfreunden, wobei die Quoten im Schnitt bei fast 5,30 liegen. Somit erwarten die Bookies ein recht einseitiges Kräftemessen.
Furia Roja: Starke EM-Auftritte & Star-Dichte lassen auf Leckerbissen hoffen
Spanien hat bisher ein bärenstarkes Turnier gespielt und die Gruppenphase war nicht weniger als einer Triumphzug der Iberer. Allein das lässt auf ein sehr ansehnliches Halbfinale gegen Italien hoffen. Zum Auftakt fegte die rote Furie das freche Mazedonien mit 5:0 vom Platz, wobei vor allem Saul Niguez und Marco Asensio mit sehenswerten Treffern zu gefallen wussten. Im zweiten Gruppenspiel wartete mit Portugal ein ungleich schwereres Kaliber, wobei auch diese Partie einen hohen Unterhaltungswert zu bieten hatte. Zwar leisteten sich die Tiki-Taka-Künstler im Duell gegen den Erzrivalen einige Anfälligkeiten in der Defensive, doch am Ende stand ein hochverdienter und überzeugender 3:1-Erfolg. In diesem zeigte sich erneut, das Spanien insbesondere in der Offensive seine Stärken hat, da die Angriffe fast alle in Perfektion ausgespielt wurden.
Da Spanien bereits mit dem Sieg im zweiten Gruppenspiel das Halbfinale buchen konnte, schonte Trainer Celades im abschließenden Duell gegen Serbien reihenweise Stammkräfte. Aber auch eine B-Auswahl reichte, um Serbien mit 1:0 zu bezwingen und sich die optimale Ausbeute von neun Punkten zu sichern. Doch im Halbfinale wird Spanien wieder mit einem ganz anderen Gesicht auflaufen, wobei sich im titelreifen Kader jede Menge Akteure befinden, die schon international auf sich aufmerksam machen konnten. Eine Kostprobe gefällig?
- Mittelfeldspieler Saul Niguez von Atletico Madrid (Marktwert 40.00 Mio. Euro)
- Angreifer Inaki Williams von Athletic Bilbao (Marktwert 25,00 Mio. Euro)
- Verteidiger Hector Bellerin vom FC Arsenal (Marktwert 25,00 Mio. Euro)
- Angreifer Marco Asensio von Real Madrid (Marktwert 20 Mio. Euro)
- Verteidiger Jose Gaya vom FC Valencia (Marktwert 18 Mio. Euro)
- Mittelfeldspieler Denis Suarez vom FC Barcelona (Marktwert 18 Mio. Euro)
- Mittelfeldspieler Gerard Deulofeu vom AC Mailand (Marktwert 12 Mio. Euro)
Natürlich sind solche Namen noch kein Garant für ein Fußball-Spektakel, aber über das Potential des spanischen Nachwuchs sagen diese Akteure mehr als genug aus. Zumal auch nicht weniger als sieben Spieler im spanischen U21-Kader bereits für die A-Nationalmannschaft im Einsatz waren und auf höchstem internationalen Niveau ihr Können unter Beweis gestellt haben.
Freuen dürfen wir uns allen voran über die herausragende Offensivpower der Spanier, die zweifelsohne die stärkste Waffe ist. Es kommt nicht von ungefähr, dass Spanien mit bislang neun Toren die treffsicherste Auswahl im Turnier stellt, zudem konnte man in der EM-Qualifikation in sieben von zehn Partien mindestens zwei Treffer markieren.
Was hat Italiens U21 zu bieten?
Für Italien glich die U21 Europameisterschaft einer Achterbahnfahrt. Der 2:0-Auftaktsieg gegen Dänemark war ein typisches Spiel, wie man es auch vom A-Team des Stiefelstaates gewohnt ist. Die Di Bagio-Elf agierte geduldig und lauerte auf Fehler des Gegner, um diese eiskalt zu bestrafen. Nach dem guten Turnierstart folgte eine überraschende 1:3-Schlappe gegen Außenseiter Tschechien, in der bei den ‘Azzurrini’ herzlich wenig zusammenlaufen wollte und man durch zwei späte Gegentore verlor. Somit stand Italien im letzten Gruppenspiel unter Siegdruck, dem man in beeindruckender Manier standhielt und verdient mit 1:0 die drei Punkte und somit den Gruppensieg einfuhr. Die Südeuropäer boten eine starke Leistung und standen vor allem in der Defensive wieder so stabil wie im Duell gegen Dänemark.
Das gibt für die schwere Aufgabe gegen Spanien noch einmal wertvolles Selbstvertrauen, wobei es gegen die iberischen Offensivkünstler unbedingt eine sattelfeste Abwehr benötigt, wenn man gegen den großen Favoriten eine Chancen haben will. Traditionell hat Italien in der Defensive ihre Stärke, wobei man mit Gianluigi Donnarumma über den mit Abstand besten Torwart des Turniers verfügt. Das international begehrte 18-jährige Juwel vom AC Milan hat in zwei von drei Partien seine weiße Weste behalten können.
Neben Donnrumma hat auch der Nachwuchs der Squadra Azzurra einige klangvolle Namen im Köcher. Allen voran Stürmerstar Federico Bernadeschi, der Siegtorschütze gegen Deutschland. Zusammen mit Domenico Berardi bildet er ein schwer auszurechnendes Offensivgespann, welches gegen Spanien aber gesprengt wird. Denn Berardi fehlt genau wie Linksverteidiger Andrea Conti aufgrund einer Gelbsperre, was für Italien einen schweren Qualitätsverlust bedeutet.
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U21 Halbfinale Italien vs. Spanien: Leckerbissen oder Nullnummer – was wird geboten?
Natürlich darf in einem K.o.-Spiel wie bei einem EM-Halbfinale, bei dem soviel auf dem Spiel steht, nicht mit Hurra-Fußball gerechnet werden. Unnötiges Risiko gilt es auf beiden Seiten zu vermeiden, aber dennoch versprechen die bisherigen Auftritte der Halbfinal-Kontrahenten für eine spannenden und vor allem ansehnliche Partie. Italien ist gewohnt defensivstark und nur schwer zu knacken, zugleich zeichnet man sich durch seine flexible Offensive aus. Wenn diese gegen die spanische Auswahl viel rotiert, wird man deren längst nicht immer sattelfesten Abwehrverbund mächtig fordern.
Spanien strotzt derweil nur so vor Selbstvertrauen, wobei die Mannschaft einen stabilen und spielfreudigen Eindruck hinterlassen konnte. Und wenn es einmal nicht so gut laufen sollte, sind Yougnster wie Asensio, Saul oder Deulofeu mit ihrer individuellen Klasse stets für eine Überraschung gut, die am Ende den Unterschied ausmachen können. Wir erwarten ein spanische U21-Nationalmannschaft, die mehr Ballbesitz und Kontrolle haben wird und in der Offensiv ein strukturiertes Spiel aufziehen wird, die aber erstmal Donnarumma bezwingen muss. Und da bei der ‘Furia Roja’ hinten das Duo Vallejo und Mere vereinzelt Schwierigkeiten aufzeigten, werden auch die Italiener zu Chancen kommen, sodass die Hoffnung auf ein munteres Halbfinale berechtigt ist.
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