James Rodriguez zu Bayern: Was wird nun aus Thomas Müller?
Thomas Müller wurde vor allem in der Nationalmannschaft stets als würdiger Nachfolger des legendären „Bombers“ Gerd Müller gesehen. Denn er macht seine Tore wie einst der andere Müller: Aus den unmöglichsten Positionen, stets mit dem richtigen Riecher ausgestattet, trifft er nach Belieben. Weltmeister 2014, Torschützenkönig bei der WM 2010, Deutscher Meister, Klub-Weltmeister, Champions League Sieger, DFB-Pokal Sieger und fünf Nominierungen für den Ballon d’Or: Es gibt wohl kaum etwas, das Thomas Müller in seinem Leben noch nicht erreicht hat. Doch in der vergangenen Saison musste Müller mit einigen Rückschlägen klarkommen. Unter Bayerns Trainer Carlo Ancelotti wurde er in den ganz wichtigen Spielen außen vor gelassen und spielte nicht mehr die große Rolle. Jetzt, mit der Verpflichtung von James Rodriguez, wird es für den Weltmeister noch schwieriger, beim deutschen Rekordmeister einen Stammplatz zu erhalten.
Der Königstransfer ist unter Dach und Fach
Es ist vollbracht: Der große Transfer, der ganz große Deal, den die Bayern bereits seit Wochen ankündigen, er ist geschafft. Zunächst für zwei Jahre zur Leihe kommt James Rodriguez zum FC Bayern, danach hat der Rekordmeister eine Kaufoption. Der Torschützenkönig der WM 2014, der mit Real Madrid bereits zweimal die UEFA Champions League gewinnen konnte, wird die Bundesliga gehörig aufmischen. Doch nicht nur dort, auch an die Konkurrenz in der Champions League ist dies ein deutliches Signal. Und auch intern rumort es ordentlich, denn jetzt hat Ancelotti genau den Mann, den er wollte – so zumindest Karl-Heinz Rummenigge:
„Die Verpflichtung von James Rodriguez war der große Wunsch unseres Trainers Carlo Ancelotti, nachdem beide bereits in Madrid erfolgreich zusammengearbeitet hatten.“
Dass er vor allem für Thomas Müller zu einer Gefahr werden wird, darin sind sich die Experten einig. Der Druck auf Müller wird größer, zuletzt kam auch von Rummenigge eine Ermahnung: „Er wird eine stärkere Saison hinlegen müssen. Die Konkurrenz auch auf seinen Positionen ist stark“, so Rummenigge gegenüber dem „Münchner Merkur“. Tatsächlich kam Müller in der vergangenen Saison nur auf
- 25 Einsätze in der Bundesliga
- 5 von 10 Einsätzen in der Champions League
- 3 von 5 Spielen im DFB-Pokal
Insgesamt erzielte er in dieser Zeit acht Tore – in der vergangenen Saison waren es noch über 20 Treffer. Er hat also nachgelassen, nicht nur bei den Bayern, sondern auch in der Nationalmannschaft.
Müller will zukünftig wieder Stammspieler werden
Damit ist der Angreifer natürlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Vorbei ist es mit der Lockerheit und dem Selbstverständnis, das den 27-jährigen sonst immer ausgezeichnet hatte. Dass er offenbar nicht in das Konzept von Ancelotti passt, erkannte Müller auch selbst: „Ich habe dieses Jahr in den vermeintlich wichtigen Spielen nicht die Rolle gespielt, die ich spielen wollte. Der Trainer hatte für die wichtigen Spiele seine Elf gefunden, der ist er treu geblieben“, erklärte Müller. Und weiter: „In Zukunft will ich wieder eine größere Rolle spielen.“
Doch wohin mit dem Torjäger?
Allerdings dürfte es jetzt mit einer dauerhaften Rückkehr in die Stammelf schwierig geworden sein. James Rodriguez ist ein Spielmacher, er gibt im offensiven Mittelfeld hinter der Sturmspitze den Takt an. In der vergangenen Saison war meistens Thiago Alcantara auf dieser Position in dem 4-2-3-1 von Ancelotti anzutreffen, der Spanier kann aber auch weiter hinten eine gute Rolle spielen – beispielsweise im defensiven Mittelfeld, neben Arturo Vidal. Jedoch ist auch hier die Konkurrenz groß, immerhin ist Corentin Tolisso auf dieser Position zuhause. Thomas Müller spielt normalerweise ebenfalls zentral hinter der Spitze. Jetzt, mit der Verpflichtung von James, müsste er auf den rechten Flügel aufweisen, dieser ist jedoch von dem zuletzt formstarken Arjen Robben besetzt.
Für Müller ist nur noch Platz auf der Ersatzbank
Wenn wir uns eine Möglichkeit der Startelf mit den elf vermeintlich besten und teuersten Spielern auf ihren Positionen mal genauer anschauen, dann ist für Thomas Müller eigentlich kein Platz mehr in der Formation:
- Tor: Manuel Neuer
- Abwehr: David Alaba, Jerome Boateng, Mats Hummels, Joshua Kimmich
- Mittelfeld: Corentin Tolisso, Thiago Alcantara, Arturo Vidal
- Sturm: James Rodriguez, Robert Lewandowski, Arjen Robben
Und das wäre nur eine denkbare Möglichkeit, wenn es am ersten Spieltag der Bundesliga gegen Bayer 04 Leverkusen gehen wird. Damit dürfte auch klar sein, dass wir die beste Ersatzbank der Bundesliga-Geschichte bewundern dürften: Thomas Müller, Franck Ribèry, Javi Martínez, Niklas Süle, Senato Sanches und Kingsley Coman. Und mit Sebastian Rudy und Serge Gnabry fehlen sogar noch einige Top-Leute in dieser Aufstellung. Aber Thomas Müller als Dauergast auf der Ersatzbank? Wie wahrscheinlich ist das wirklich?
Ein Engagement bei einem Verein im Ausland? Kaum vorstellbar
Heutzutage scheuen die Trainer keine harten Schritte mehr. Auch, wenn es gegen lebende Legenden geht, nehmen sie kein Blatt vor dem Mund. Die größten Stars werden einfach abgesägt, wenn sie nicht mehr ihre Leistung bringen: Bastian Schweinsteiger, Wayne Rooney – die Liste ist beliebig erweiterbar. Und auch Thomas Müller scheint es in der kommenden Saison ähnlich zu gehen. Doch der Bayernstar hat natürlich immer eine Chance, sich auch in Zukunft einen Stammplatz zu sichern: Indem er den Verein wechselt. Sein Marktwert liegt bei geschätzt 50 Millionen Euro und sein Vertrag läuft noch bis 2021 – es wäre für den FC Bayern München eine gute Gelegenheit, richtig viel Geld abzukassieren. Vielleicht ja ein Verein in Italien, Spanien oder Frankreich? Auch die chinesische Super League steht Schlange, wenn es um die Verpflichtung von großartigen und verdienten Spielern geht. Doch wer kann sich schon den Ur-Bayer Thomas Müller in China vorstellen? Oder im Trikot des FC Sevilla, Paris Saint-Germain oder FC Arsenal? Immerhin ist Müller bereits seit dem Jahr 2000, sprich seit seinem elften Lebensjahr die Heimat des in Weilheim geborenen Stürmers. Früher oder später werden er und Ancelotti sich über seine zukünftige Rolle in der Mannschaft unterhalten müssen, spätestens nach der abgeschlossenen Saisonvorbereitung.
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