José Mourinho, exzentrischer, hochmoderner Trainer und mehrfacher CL-Gewinner
Foto: Jose Mourinho/Fussball.com
José Mourinho ist eine der schillerndsten, gleichwohl umstrittensten Trainerfiguren des aktuellen Fußballs in Europa, der ganzen Welt. Dabei gilt er als nicht gerade humorvoll in seinem Auftreten, oft wirkt er schroff; der Spielstil seiner Teams ist zudem meist erbarmungslos destruktiv. Und doch ist er einer der Pioniere einer zu Beginn seiner Trainerkarriere völlig neuen Herangehensweise an das Coaching einer Fußballmannschaft. Diese neuen, damals überlegenen Methoden brachten ihm etliche Erfolge, allen voran den Sieg in der Champions League mit dem auf diesem Level eher kleinen FC Porto. Dies wiederholte er 2010 mit Inter Mailand und gewann auch sonst zahlreiche Titel.
Fußballerkarriere für ein Studium beendet
Dabei ist er anders als nahezu alle Konkurrenten in der Beletage des Vereinsfußballs selbst nie ein guter Fußballspieler gewesen. Seine Fähigkeiten brachten ihn zwar für eine kurze Zeit in die 1. portugiesische Liga. Er erkannte jedoch selbst, dass es ihm insbesondere an Physis mangelte, woraufhin er seine Karriere als Spieler beendete und ein Sportstudium begann. Dies sollte den Kern seines späteren Erfolges bilden, ist er doch wiederum anders als die meisten Trainer universitär für das Lehren von Sport ausgebildet. Nach seinem Studium bildete er sich mit Trainerlehrgängen in Großbritannien weiter, um seinem Berufsziel, Profitrainer zu werden, näherzukommen.
Als Co-Trainer von Robson zum FC Barcelona
Seine ersten Stationen waren noch bei kleinen portugiesischen Clubs und das auch nur als Co-Trainer. Vor allem seine Zeit als solcher beim FC Barcelona, wo er zunächst Bobby Robson zuarbeitete, hat ihn geprägt. Entgegen dem weitverbreiteten Irrglauben war José Mourinho damals aber nicht als Dolmetscher angestellt, sondern durchaus als Co-Trainer, allerdings mit umfangreichen Sprachkenntnissen. Robsons Nachfolger wurde Louis van Gaal, von dem er eine Menge fußballerisch lernte.
Es folgte die erste Station als Cheftrainer, da Mourinho sich einen guten Ruf erarbeitet hatte. Bei Benfica Lissabon blieb er nicht lange, kam dann für zwei Jahre zum FC Porto. Diese Zeit krönte der akribisch mit modernsten Methoden arbeitende José Mourinho bereits mit dem Gewinn der Champions League, mit einem zwar eigentlich nur durchschnittlichen, aber bestens auf die Gegner eingestellten Team.
Vorsprung durch Wissenschaft
Diese Akribie war den meisten anderen Trainern in diesem Umfang damals noch fremd. Und so feierte er weiter Erfolge, auch nach seinem Wechsel zum FC Chelsea. José Mourino kam es dabei allerdings nie auf eine wie auch immer geartete Ästhetik im Spiel seiner Teams an, sondern einzig auf das Gewinnen oder wenn nötig auch auf das Nichtverlieren. So gelang es ihm, seit seiner Zeit beim FC Porto sage und schreibe neun Jahre in Folge kein Ligaheimspiel mit seinen Clubs zu verlieren. Eine einzigartige Serie, die aber auch oft zulasten der Attraktivitä des Spiels ging.
Wagenburg-Mentalität ist Teil von Mourinhos Strategie
Nach dem FC Chelsea wechselte er zu Inter Mailand, anschließend zu Real Madrid, zurück zum FC Chelsea und ist inzwischen Trainer von Manchester United. Überall holte er Titel – und überall rasselte er mit seiner teils arroganten Art mit der Presse zusammen. Dabei ist dies vornehmlich Teil seiner Art, seine Teams zusammenzuschweißen. Er verteidigt seine Spieler bis aufs Äußerste, wirft Nebelkerzen, indem er Schiedsrichter, Verbandsfunktionäre und gegnerische Trainer angeht, Verschwörungstheorien lanciert und alles andere als vom Fairplay-Gedanken geprägt auftritt. Dies hat ihm neben vielen Bewunderern ob seiner Erfolge auch viele Feinde und Kritiker eingebracht.
Schillernd bleibt Mourinho weiterhin, man muss ihn nicht mögen und kann das vielleicht auch nur, wenn man Teil seines Teams ist. Die weiterhin anhaltenden Erfolge, obwohl viele Trainer bezüglich der Trainingsmethoden deutlich aufgeholt haben, geben ihm aber im sportlichen Sinne weiterhin recht. José Mourinho ist einer der erfolgreichsten Trainer der Gegenwart und einer von nur ganz wenigen Menschen auf diesem Planten, die die Champions League mit zwei verschiedenen Clubs gewannen.
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