Manchester City
Wenn in den Neunzigern und zu Beginn des neuen Jahrtausends die Rede auf Manchester und Fußball kam, dann ging es in aller Regel um die von Alex Ferguson betreute Mannschaft von Manchester United. Dies galt erst recht für die Berichterstattung außerhalb Groß Britanniens, wo der englische Fußball im Wesentlichen nur im Rahmen der europäischen Wettbewerbe wahrgenommen wird. Die großen Erfolge des Lokalrivalen Manchester City lagen bereits eine geraume Zeit zurück. Bevor im Jahr 2011 der FA Cup gewonnen wurde, war die letzten Erfolge von Manchester City der Gewinn der Ligapokals 1976 und ein zweiter Platz in der englischen Meisterschaft ein Jahr später. Doch plötzlich änderte sich im Jahr 2009 alles, als Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan als Investor bei Manchester City einstieg und alle Anteile des Clubs übernahm. Bis dahin war es für den Verein aus dem Westen Englands ein weiter Weg durch sportliche Höhen und Tiefen.
Die frühen Jahre des Vereins
Die Geschichte von Manchester City reicht weit zurück in der englischen Fußballhistorie. Gegründet wurde der Verein bereits 1880 damals noch unter der Bezeichnung West Gorton Saint Marks. Unter dem Namen Ardwick A.F.C. gehörte er 1892 zu den Gründungsmitgliedern der Second Division. Während der Saison 1893/94 erfolgte dann aufgrund finanzieller Schwierigkeiten eine Umstrukturierung und gleichzeitig damit eine Umbenennung des Vereins in Manchester City. Mit der Zweitligameisterschaft 1899 wurde der erste Titel errungen und schon fünf Jahre später gelang mit dem Finalsieg im FA Cup gegen die Bolton Wanderers 1904 erstmalig ein großer fußballerischer Coup. Mit dem ersten Meistertitel ließ sich die traditionell in himmelblauem Sportdress auftretende Mannschaft aus Manchester dann allerdings Zeit bis 1937. Pikanterweise musste sich in eben jenem Jahr ein anderer Verein aus Manchester aus der obersten englischen Spielklasse verabschieden, nachdem Manchester United gerade erst im Vorjahr aufgestiegen war. Bis zum nächsten Meistertitel dauerte es dann mehr als dreißig weitere Jahre. Erst 1968 stand Manchester City am Ende der Saison wieder an der Spitze des englischen Fußballs.
Was haben Manchester City und der 1. FC Nürnberg gemeinsam?
Neben den frühen Titeln gibt es auch eine Reihe von Kuriositäten aus der langen Vereinsgeschichte der Citizens zu berichten. Hierfür muss noch einmal auf jene erste Meisterschaft im Jahre 1937 zurück geblickt werden. Denn Manchester City ist der einzige Verein in der Historie des englischen Fußballs, der es als amtierender Meister geschafft hat, in der Folgesaison abzusteigen. Auch in Deutschland erwischte es in dieser Form nur einen einzigen Verein. Betroffen war der damalige deutsche Rekordmeister Nürnberg, der 1968 seinen neunten Meistertitel errungen hatte, nur um 1969 abzusteigen. Gleichzeitig war dies der erste Bundesligatitel eines anderen Vereins aus dem Freistaat, dem FC Bayern München. Eine weitere Besonderheit in der Geschichte von Manchester City bildet die Saison 1957/58 während derer der Verein nicht nur 104 Tore erzielte, sondern auch 100 Gegentore hinnehmen musste. Bis heute sind die Citizens das einzige Team im englischen Fußball, dass nach Abschluss einer Saison in beiden Kategorien dreistellige Werte aufzuweisen hatte.
Die Stadien von Manchester City
Nach der Gründung 1880 spielten die Citzens in den folgenden sieben ersten Jahren in gleich fünf verschiedenen Stadien. Erst 1887 wurde mit dem Stadion an der Hyde Road eine dauerhafte Lösung bei der Spielstätte für die Heimspiele gefunden. Nachdem die Haupttribüne 1920 in Flammen aufging, erfolgte 1923 der Umzug an Maine Road. Dort blieb der Verein für fast achtzig Jahre, ehe zur Saison 2002/03 ein weiterer Umzug ins Stadion City of Manchester im Osten der Stadt mit 48.000 Sitzplätzen. Dieses war zunächst durch die Stadt Manchester für die Ausrichtung der Commonwealth Games 2002 errichtet worden und wurde im Anschluss zu einem reinen Fußballstadion umgerüstet. Seitdem hat der Club sich kontinuierlich um die moderne Weiterentwicklung seiner Heimspielstätte bemüht. Umfangreiche Erweiterungen ab 2013 haben bis 2015 die Kapazität des Stadions auf 62.000 Zuschauer erhöht. Nach der Übernahme des Vereins durch Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan 2009 erfolgte 2011 außerdem die Umbenennung des Stadions in Etihad Stadium. Als Vier Sterne Stadion nach UEFA Richtlinien diente das Etihad Stadium 2008 als Austragungsstätte für das Finale des UEFA Pokals.
Die Entwicklung des Vereins in der jüngeren Vergangenheit
Nachdem vor allem in den Achtziger- und Neunzigerjahren eine schwierige Phase für den Verein zu überstehen war, in der es unter anderem zu zwei Abstiegen aus der höchsten Spielklasse kam, setzte mit Beginn des neuen Jahrtausends eine allmähliche Aufwärtstendenz sowohl in sportlicher wie auch finanzieller Hinsicht ein. Nach einem erneuten Abstieg in die Zweitklassigkeit 2001 gelang 2002 der direkte Wiederaufstieg unter der sportlichen Leitung von Kevin Keegan. In dieser Phase waren es vor allem die teilweise spektakulären Tore von Nicolas Anelka, die den sichtbarsten Eindruck von Manchester Citys neuerlichem Aufschwung bildeten. 2007 wurde die Mehrheit der Anteile am Verein durch den ehemaligen thailändischen Premierminister Thaksin Shinawatra erworben. Schon ein Jahr später allerdings verkaufte er diese bereits wieder zum Preis von umgerechnet etwa 185 Millionen Euro an ein im Emirat Abu Dhabi ansässiges Investment Unternehmen. Von diesem Punkt an wuchsen mit den finanziellen Möglichkeiten auch die sportlichen Erfolge von Manchester City. So wurde die Saison 2010/11 auf Rang drei beendet, was die direkte Qualifikation für die Champions League in der kommenden Saison bedeutete. Außerdem konnte zum ersten Mal seit 1969 und zum fünften Mal überhaupt mit dem Sieg im Finale des FA Cups gegen Stoke City die älteste Fußballtrophäe der Welt erneut gewonnen werden.
Endlich wieder englischer Meister
In der Folgesaison 2011/12 war es dann soweit: Manchester City gewann den dritten nationalen Meistertitel nach den Erfolgen 1937 und 1968. Vorjahresmeister Manchester United musste sich mit Platz zwei genügen. Das Saisonfinale hatte dabei alles in sich, was Fußball an Spannung zu bieten hat. Denn in seinem vorletzten Jahr bei United lag die Mannschaft von Alex Ferguson bis kurz vor dem endgültigen Ende der Saison mit einer Nasenlänge vorne. Dies galt zumindest bis in die Nachspielzeit der letzten Partie von Manchester City. In dieser lagen die Citizens bis zu diesem Zeitpunkt gegen die Queens Park Rangers mit 1:2 Toren zurück. Dann kam die große Stunde von Edin Dzeko und Sergio Agüero. Diese drehten mit ihren Toren in der 92. bzw. 94. Minute das Spiel. Damit wiesen sowohl Manchester City als auch Manchester United einen Punktestand von 89 Zählern auf. Mit dem Unterschied, dass Manchester City mit 64 Treffern eine um acht Zähler bessere positive Tordifferenz aufzuweisen hatte. Entsprechend zog Manchester City auch in der nächsten Saison in europäische Champions League ein.
Trotz immer neuer Stars wenig internationaler Erfolg
Gerade in der für die arabischen Investoren so wichtigen weil international prestigeträchtigen Champions League lief es für Manchester City in den meisten Fällen mehr schlecht als recht. Trotz einem Kader voll renommierter Namen folgte ein ums andere Mal ein frühes Aus – und das zumeist in der Vorrunde. Dies war deutlich zu wenig für eine Mannschaft, deren Lohnkosten mit 202 Millionen britischen Pfund im Jahr 2012 die höchsten von ganz England waren. Da sich 2013 außerdem Manchester United gegen Manchester City in der Meisterschaft durchsetzte und am Ende nur Rang zwei erreicht wurde, kam es nach vier Jahren zur Trennung von Trainer Roberto Mancini. Dieser wurde im Juni 2013 durch Manuel Pellegrini abgelöst. Unter diesem wurde dann 2014 erneut der Gewinn der englischen Meisterschaft gefeiert. International mussten Fans und Investoren aber weiterhin auf erste echte Erfolge warten. Erst 2016 drang die Mannschaft zum ersten Mal überhaupt in die Runde der letzten Acht der Champions League vor. Dort wartete im Viertelfinale mit Paris St. Germain eine andere durch ausländische Geldgeber in extremem Maße unterstützte Mannschaft voller hoch bezahlter Ballartisten. Das Hinspiel ging mit 2:2 Toren unentschieden aus. Das Rückspiel gewann dann Manchester City mit 1:0. Im Halbfinale war dann allerdings gegen die späteren Champions League Sieger von Real Madrid Schluss, wobei auch hier nach einem torlosen Hinspiel ein einziger Treffer des Walisers Gareth Bale den Ausschlag für die Madrilenen gab.
Eine neue Ära: Pep Guardiola kommt nach Manchester
Für einen kam dieser erste Teilerfolg auf internationaler Ebene zu spät: Trainer Manuel Pellegrini. Denn schon während der laufenden Saison 2015/16 wurde für die folgende Spielzeit einer der besten aktiven Trainer überhaupt verpflichtet. Denn auch wenn der FC Bayern sich alle Mühe gegeben hatte, mit Pep Guardiola eine Verlängerung seines Engagements in München zu vereinbaren, zog es den Katalanen am Ende doch in das neue Abenteuer Premier League. Bereits zuvor hatte Manchester City mit neuen Stars wie etwa dem aus Wolfsburg gekommenen Kevin de Bruyne auf dem Spielfeld weiter aufgerüstet. Zur neuen Saison wurde erneut tief in die Tasche gegriffen.
Insgesamt 213 Millionen Euro wurden durch Manchester City ausgegeben bei gleichzeitigen Transfereinnahmen von lediglich gut 36 Millionen Euro. Knapp die Hälfte der gezahlten Ablösesummen entfielen dabei Verteidiger John Stones für 55,6 Millionen Euro der aus Everton zu den Citizens gekommen ist sowie die deutsche Nachwuchshoffnung Leroy Sané für den Schalke 04 gut 50 Millionen Euro an Einnahmen verbuchen konnte. Aus der Bundesliga wurde außerdem Ilkay Gündogan von Borussia Dortmund für 27 Millionen Euro geholt. Zum Winter hin ist Manchester City bisher auf Championsleaguekurs in der Liga und hat das Achtelfinale in der laufenden Saison der Champions League erreicht.
Im Februar wird entsprechend der AS Monaco in Manchester zum Hinspiel erwartet. Wie bereits bei Bayern scheint Guardiola auch in Manchester eine Anlaufphase zu benötigen, was die Umsetzung seiner Fußballphilosophie durch die Spieler auf dem Rasen betrifft. Und außerdem halten die Citizens derzeit die Lokalrivalen in Old Trafford auf Abstand. Diese werden derzeit ausgerechnet durch José Mourinho trainiert, mit dem Guardiola bereits in Spanien auf dem Trainerstuhl des FC Barcelona eine besondere Form von Rivalität unter Trainern pflegte. Insofern bleibt es im Nordwesten Englands spannend, ob es unter Guardiola gelingen wird, sich in der Premier League dauerhaft vorne festzusetzen. Noch wichtiger dürfte es allerdings sein, dass in den kommenden Jahren das große Ziel einer siegreich bestrittenen Champions League Saison verwirklicht werden kann. Anderenfalls dürfte auch Guardiolas Gastspiel genau wie in München eher zur Episode als zur Ära werden.
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