Pierre Michel Lasogga und Leeds United: Passt das?
Der HSV hatte den Wechsel seines ausgemusterten Stürmers zu Leeds United nach England schon bekannt geben, diese Tweets dann aber wieder gelöscht. Später dann wurde der Wechsel des Ruhrpottjungen Pierre-Michel Lasogga zu Leeds United vollzogen. Da stellt sich natürlich die Frage: Passt so einer wie er ins zumindest deutlich höflichere England? Und was ist Leeds United für ein Club, früherer Europapokalsieger (wie der HSV), heute aber nur noch Zweitligist – oder besser gesagt: wieder Zweitligist in der Championship, nachdem man noch weiter abgerutscht war. Und die drängendste Frage: Würde Lasogga mit seinem ungestümen Spielstil nicht bestens in die Niederungen des englischen Fußballs passen, wo es immer noch ein wenig kampfbetonter zugeht?
Foto: imago/Claus Bergmann
Leeds als frühere Arbeiterstadt ist heute Finanzzentrum
Dass Lasogga erstmal nur ausgeliehen werden soll, macht für die Frage seiner Akzeptanz in Leeds sicher keinen Unterschied. Wenn er dort einschlägt, würde er sicher verpflichtet werden. Doch es hat natürlich seine Gründe, warum der HSV Lasogga abgeben will. Dort ist er, obwohl Publikumsliebling, nur noch der vierte Stürmer in der Hierarchie der Hanseaten. Und verdient mit kolportierten 3 Millionen Euro sehr gut, sodass man ihn herzlich gerne abgäbe. In Leeds weiß man, dass man nicht mehr zu Englands Elite gehört, würde das aber gerne wieder tun. Nach nun 13 Jahren, seit man aus der Premier League abstieg, wären die Fans aber froh darüber, überhaupt wieder aufzusteigen. Da wiederum könnte ein Spieler, der zumindest vor wenigen Monaten noch regelmäßig in der Bundesliga traf, sicher die richtige Unterstützung sein. In einer Stadt, die im Zuge der Industrialisierung stark von der Textilindustrie und vom Maschinenbau geprägt war, und nach dem Krieg den Niedergang eben jener Industrie erlebte, gibt es noch viel tradierte Arbeitermentalität, auch wenn die Stadt inzwischen zur Finanz- und Versicherungsmetropole aufgestiegen ist.
Trainer Thomas Christiansen als ehemaliger Toptorjäger (Torschützenkönig in der 1. Bundesliga 2003) wird zudem einschätzen können, was für eine Art von Stürmer sein neuer Kader braucht, um erneut um den Aufstieg in der Championship mitzuspielen – und diesen dann auch zu schaffen. Lasogga jedenfalls gilt als Mann, dessen einzige echte Allüre seine etwas schrille Mutter ist, die ihn auch berät. Auf dem Platz ist er sich für nichts zu schade – und Leeds United ist nach unserer Einschätzung als englischer Zweitligist eine passende Station für Lasogga, nachdem dessen Karriere sich bisher so liest:
- 1. FC Gladbeck
- FC Schalke 04
- Rot-Weiss Essen
- SG Wattenscheid 09
- VfL Wolfsburg
- Bayer Leverkusen
- Hertha BSC
- Hamburger SV
Da hat ein Mann sich nach oben gekämpft, auch wenn es jetzt für ganz oben zumindest in Deutschland wohl nicht mehr reicht.
Lasogga ist in Leeds nicht alleine
In jedem Fall trifft Pierre-Michel Lasogga auf einen deutschen Mitspieler. Torhüter Felix Wiedwald war von Werder Bremen dorthin gewechselt, ist aber als Mensch ein ganz anderer Typ als der extrovertierte Lasogga. Aber da gäbe es ja auch noch über 20 andere Spieler im Kader von Leeds United …
Zudem spräche sein neuer Trainer dann zumindest ein wenig Deutsch. Das ist nämlich seit dieser Saison Thomas Christiansen, der fünf Jahre in der Bundesliga für den VfL Bochum und für Hannover 96 spielte. Er kommt ganz frisch von seiner letzten Trainerstation, APOEL Nikosia auf Zypern.
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