Renato Sanches: Was wird aus dem Verlierer der Saison des FC Bayern München?
Renato Sanches wechselte im vergangenen Sommer für eine Ablösesumme von 35 Millionen Euro von Benfica Lissabon zum FC Bayern München, damals war er 18 Jahre alt. Für sein Alter also bereits eine sehr stolze Summe – vor allem die noch im Vertrag festgeschriebenen Bonuszahlungen könnten für den deutschen Rekordmeister noch schmerzhaft werden. So soll es für jedes 25. Pflichtspiel weitere 5 Millionen Euro geben, sollte er in die Fifa World XI gewählt werden, kommen weitere 10 Millionen Euro hinzu und sollte er gar für den Ballon d’or vorgeschlagen werden sind weitere 10 Millionen Euro fällig. Ein teurer Einkauf also, keine Frage. Dafür wurde eine Menge erwartet. Doch der Portugiese legte in München eine sehr harte Landung hin und ganz offensichtlich hat er alle enttäuscht. Oder doch nicht? Eine Analyse.
Keine gute Saison bei den Bayern
Natürlich kann Sanches mit der vergangenen Saison nicht glücklich sein. Er spielte nur 17-mal in der Bundesliga, insgesamt nur 615 Minuten – also meistens Kurzeinsätze. Seinen Stammplatz hat der inzwischen 19-jährige somit nicht auf dem Spielfeld, sondern auf der Ersatzbank. Ist er somit in München auf jeden Fall gescheitert? Wir glauben nicht, um das zu beurteilen, ist Sanches viel zu jung. Vielmehr ist er einfach nur extrem hart gelandet – kein Wunder, die Erwartungen waren vor allem in der Öffentlichkeit viel zu hoch:
- Bei seiner Vorstellung am 10. Mai 2016 wurde er als eines der größten Talente im Weltfußball gefeiert
- Einen Monat später wird Sanches mit Portugal Europameister, schlägt Gastgeber Frankreich mit 1:0 und wird zu besten Nachwuchsspieler des Turniers gewählt
Doch sollten wir bei all diesen Betrachtungen nicht vergessen, dass Sanches ein unfertiger Spieler ist, der sich noch immer in einer Entwicklung befindet. Das wurde in all seinen Einsätzen für den Rekordmeister deutlich: Es fehlte an Passsicherheit und Spielübersicht. „Ehrlich gesagt war meine erste Saison hier nicht sonderlich gut, das muss man ganz klar so sagen“, gibt sich der Portugiese selbstkritisch, um dann hinzuzufügen: „Davon lasse ich mich nicht unterkriegen. Ich bin sicher, dass die kommende Saison auch in individueller Hinsicht besser laufen wird für mich. Ich habe mir persönlich auch mehr erwartet von meinem ersten Jahr, aber das nächste Jahr wird ein besseres. Mit Sicherheit.“ Dass er mit seiner Entwicklung noch lange nicht am Ende ist, zeigt noch ein weiterer Umstand: Er steht nicht im Kader der A-Nationalmannschaft beim Confed Cup in Russland, sondern hat seine gleichaltrigen Kollegen der U21 zur Europameisterschaft nach Polen begleitet. Dort konnte er in den drei Gruppenspielen bereits zeigen, was in ihm steckt und bereitete beim 2:0 gegen Serbien einen Treffer vor. Eine Torvorlage – etwas, was er in seinem Jahr beim FC Bayern München nicht ein einziges Mal zustande gebracht hat.
Verkauf nicht in Sicht – aus finanziellen Gründen
Der FC Bayern München musste für Sanches ein ganz hübsches Sümmchen hinlegen, was nicht zuletzt an der starken Konkurrenz lag. Denn eigentlich ist der Portugiese die 35 Millionen Euro Ablöse nicht wirklich wert – was sich jetzt augenscheinlich für den Rekordmeister rächt. Denn ein Verkauf ist derzeit nicht möglich, da die Bayern dabei ordentlich Minus machen würden. Interessenten hat es im Laufe Zeit wohl genug gegeben:
- AS Monaco
- Olympique Marseille
- Manchester United
- Juventus Turin
sind offenbar allesamt interessiert, doch nur an einem Leihgeschäft – etwas anderes käme für die Bayern derzeit wohl auch nicht infrage. Die 30 Millionen Euro, die Bayern als Summe für einen Kauf akzeptieren würde, ist derzeit kein Verein bereit zu zahlen. Und auch Sanches scheint zu wissen, dass er in der kommenden Saison bei den Bayern noch nicht an der Frontlinie stehen wird. „Natürlich ist Bayern ein großartiger Verein und ich genieße es wirklich, hier zu sein“, sagte Sanches nun der portugiesischen Zeitung „Record“: „Prinzipiell werde ich bei Bayern bleiben.“ Das Wort prinzipiell ist in diesem Zusammenhang natürlich interessant, und so verwundert es nicht, dass Sanches hinzufügt: „Falls ich nicht bei Bayern bleibe, werde ich auch nicht entmutigt sein. Ich werde weiterhin und wie gewohnt arbeiten.“
Zukunft bei Manchester United?
Die Gerüchte um einen Wechsel zum Europa League Gewinner Manchester United scheinen sich zu verdichten. Denn mit Jose Mourinho ist nicht nur ein Landsmann von Sanches auf der Insel, beide haben auch noch den gleichen Berater. Und vielleicht ist es ja auch eben dieser Jorge Mendes, der es prima versteht, seinen Klienten im Gespräch zu halten. Denn obwohl Vereine wie FC Barcelona, Juventus Turin oder auch AS Monaco im Zusammenhang mit einer Verpflichtung von Sanches genannt worden sind, so richtig heiß wurden diese Gerüchte nie.
Großartige Vorstellung bei der U21 EM
Es kann nur im Interesse aller Beteiligten sein, dass sich Renato Sanches bei der U21 Europameisterschaft in das Blickfeld spielt. Im Auftaktspiel der Gruppe B gegen Serbien ist ihm das gelungen. Hier hatten die Portugiesen über weite Strecken nichts zu melden und wurden der Favoritenrolle nicht gerecht. Mit einem Abstauber von Goncalo Guedes kamen die Portugiesen mit 1:0 in Führung und versuchten, stark in die Ecke gedrängt, diesen knappen Vorsprung zu halten. Dann kam der Moment von Renato Sanches: In der 88. Minute passte er den Ball exzellent in die Schnittstelle der serbischen Deckung auf Bruno Fernandes, der folgerichtig der serbischen Mannschaft den Todesstoß zum 2:0 gab. Allerdings wird es mit dem doppelten EM-Titel nichts, denn Portugal musste nach der Gruppenphase die Heimreise antreten. Entscheidend dabei war die 1:3 Niederlage gegen die mit Stars nur so gespickte U21 Nationalmannschaft Spaniens. Dennoch: Einen guten Eindruck hat er bei der EM allemal hinterlassen, wie es mit ihm bei den Bayern weitergeht, ist derzeit trotzdem noch unklar. Vielleicht sehen wir Sanches ab der kommenden Saison ja auch unter Mourinho bei Manchester United. Die Zukunft wird es zeigen.
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