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Rot-Weiß Erfurt

Es gibt nicht viele Vereine aus der ehemaligen DDR, die eine derart konstante Geschichte seit der Wende aufweisen können, wie Rot-Weiß Erfurt. Der Verein aus Thüringen besteht in seiner heutigen Form seit dem 26. Januar 1966, war zuvor als BSG Turbine Erfurt und als SC Turbine Erfurt unterwegs. Wir haben uns mit der Geschichte, den Erfolgen und der aktuellen Entwicklung befasst.

Die ersten Jahre bis zur Neugründung des Vereins

Der Fußball hat in Erfurt eine lange Geschichte und Tradition. 1895 wurde bereits der SC Erfurt gegründet, der im Jahr 1900 auch Gründungsmitglied des DFB und damit Pionier in Sachen Fußball im Thüringer Raum gewesen ist. 1904 wurde der Verein Mitglied im Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine. Schon im Jahr 1927 war der SC Erfurt mit 1256 Mitglieder der zweitgrößte Verein seines Verbandes. Das erste Fußballspiel datiert von 1895, also dem Jahr der Vereinsgründung. Damals verlor die Mannschaft gegen den TV 1860 Gotha mit 0:2. Zwischen 1903 und 1910 nahm der Club eine führende Rolle im Thüringer Raum ein und konnte in diesen Jahren fast immer die Gaumeisterschaften von Thüringen gewinnen. In der Zeit des 3. Reiches konnte die Mannschaft nicht an diese Erfolge anknüpfen. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges konnte der Verein den Spielbetrieb auf Kreisebene wieder aufnehmen. In den Jahren 1954 und 1955 wurde Turbine Erfurt zweimal hintereinander Meister. Treffsicherster Spieler dieser Zeit war Stürmer Siegfried Vollrath. 1954 wurde er gemeinsam mit Heinz Satrapa von Wismut Aue mit 21 Toren Torschützenkönig der DDR-Oberliga. Einen großen Anteil hatte er mit 16 Toren aus 20 Spielen auch am zweiten Meistertitel nur ein Jahr später. Doch nicht nur die Offensive, auch die Abwehr um Torhüter Rolf Jahn sorgten für wichtige Aspekte. In beiden Meisterjahren ließen die Erfurter die wenigsten Gegentore aller Mannschaften der DDR-Oberliga zu. In den folgenden Jahren konnte die Mannschaft aber nicht mehr an die großen Erfolge anknüpfen, 1959 stieg der Verein dann in die zweitklassige DDR-Liga ab.

Die Zeit in der DDR-Oberliga

1966 wurde der Verein dann als FC Rot-Weiß Erfurt neu gegründet und stieg direkt wieder in die DDR-Liga ab. Der sofortige Wiederaufstieg gelang jedoch und die Mannschaft konnte solide Saisonleistungen liefern. In den 1970er Jahren verließ das Team die Abstiegsränge und hielt sich stets im Mittelfeld auf. International gab es in den 1980er Jahren mehrere Teilnahmen am Intertoto-Cup, bei dem Erfurt stets erfolgreich teilnehmen konnte. So gab es beispielsweise einen 6:1 Sieg gegen Fortuna Düsseldorf oder einen 4:0 Erfolg gegen Twente Enschede. Die erfolgreichste Saison aber war in dieser Zeit ausgerechnet die letzte in der der DDR-Oberliga: 1990/91. Am Ende schaffte es die Mannschaft als Drittplatzierter in die 2. Bundesliga zu kommen und sich für den UEFA-Pokal zu qualifizieren. Doch die Freude währte nicht lange, denn Erfurt wurde in der 2. Liga Letzter und stieg in die Amateuroberliga ab. Im UEFA-Pokal reichte es damals nur für das Erreichen der zweiten Runde.

Nach der Wende

Zwischen 1992 und 2003 spielte Rot-Weiß Erfurt in der Drittklassigkeit und hatte mit finanziellen Schwierigkeiten arg zu kämpfen. Die Mannschaft verlor sich zusehends im Mittelmaß und die Verschuldung nahm immer schlimmere Züge an. Endlich gelang in der Saison 2003/04 der Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga. Doch dort blieb die Mannschaft nur ein Jahr und seither ist Rot-Weiß Erfurt nie wieder aus der 3. Liga aufgestiegen. Durch die lange Zugehörigkeit und die eigentlich recht erfolgreichen Jahre in dieser Liga belegt Rot-Weiß Erfurt derzeit in der „Ewigen Tabelle der 3. Fußball-Liga“ den ersten Platz noch vor dem VfL Osnabrück und dem SV Wehen Wiesbaden.

Die Erfolge von Rot-Weiß Erfurt

Der FC Rot-Weiß Erfurt hat in seiner langen und traditionsreichen Geschichte einige Erfolge verbuchen können:

  • DDR-Meister: 1954, 1955
  • Ostzonenvizemeister: 1949
  • DDR-Vizemeister: 1951
  • Thüringer Meister 1949
  • FDGB-Pokalfinalist: 1950, 1980
  • Thüringenpokalsieger: 1994, 1998, 2000, 2001, 2002, 2003, 2005 (Amateure), 2008, 2009, 2017
  • UEFA-Cup: 2. Runde 1991/92
  • Gruppensieger Intertoto-Cup: 1985, 1986
  • DFV-Toto-Sonderrunde: 1973/74

Die Spielstätte von Rot-Weiß Erfurt

Seine Heimspiele trägt der FC Rot-Weiß Erfurt im Steigerwaldstadion aus, das sich im Süden Erfurts in der Nähe der Gunda-Niemann-Stirnemann-Halle und dem Thüringer Landtag befindet. Seit dem Umbau zwischen den Jahren 2014 und 2016 finden dort 18.611 Zuschauer Platz, davon sind 9.495 Sitzplätze. Am 17. Mai 1931 wurde das Stadion als Daberstädter Schanze eröffnet und kurz darauf in Mitteldeutsche Kampfbahn umbenannt. Zu Zeiten der DDR trug es den Namen Georgi-Dimitroff-Stadion, nach einer Bevölkerungsbefragung 1991 bekam es schließlich seinen heutigen Namen. Das Stadion wird wegen seiner reichhaltigen Leichtathletikausstattung auch für nationale und internationale Wettkämpfe in dieser Sportart genutzt.

So startet Rot-Weiß Erfurt in die neue Saison

In der vergangenen Saison konnte in der 3. Liga der 14. Tabellenplatz erreicht werden, was die schlechteste Platzierung seit dem Abstieg in die Drittklassigkeit nach der Saison 2004/05 entspricht. Die Alarmglocken in Erfurt sind also bereits am Läuten und die Leistungen müssen in der neuen Saison wesentlich besser werden. Trainer Stefan Krämer hat den Kader daher fast komplett umgebaut und der Verein hat sieben neue Spieler von anderen Vereinen nach Erfurt geholt:

  • Ahmed Waseem Razeek, 1. FC Magdeburg
  • Bastian Kurz, FC Augsburg II
  • Merveille Biankadi, SV Elversberg
  • Florian Neuhold, Eintracht Braunschweig II
  • Elias Huth, Hannover 96 II
  • Morten Rüdiger, Eintracht Braunschweig II
  • Maximilian Engel, TSV 1860 München II

Außerdem wurden noch drei Spieler aus der eigenen Jugend befördert. Gleichzeitig trennte sich der Verein von einigen Spielern, mit denen aus den unterschiedlichsten Gründen nicht weiter geplant werden konnte. Die Zielsetzung von Rot-Weiß Erfurt ist klar: Um den Aufstieg in die 2. Bundesliga wird wohl in den kommenden Jahren kaum mitgespielt werden können, doch eine Festigung in der 3. Liga ist unumgänglich, wenn der Spielbetrieb aufrechterhalten werden soll. Die Regionalliga könnte finanziell gesehen schnell das Aus für den Verein bedeuten, der wie viele andere ostdeutsche Klubs nicht gerade auf Rosen gebettet ist.

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