Russland: Menschenrechtsverletzungen bei Bau von WM-Stadien
Die FIFA hat nun offiziell eingeräumt, dass es beim Bau der neuen Stadien für die WM 2018 in Russland zu Verletzungen von Menschenrechten gekommen ist. FIFA-Chef Infantino bestätigte, dass die in Russland eingesetzten Arbeiter aus Nordkorea meist unter “entsetzlichen” Bedingungen auf den Baustellen arbeiten müssen. Infantino bestätigte dies schriftlich in einem Brief an die Fußballverbände von Schweden, Dänemark, Norwegen und Island. Der Brief gelangte in die Hände des britischen “Guardian”, der diese Inhalte dann verbreitete.
Skandinavische Fußballverbände sind besorgt
Der Brief war Gianni Infantinos Reaktion auf die Sorgen der skandinavischen Verbände bezüglich der Arbeitsbedingungen auf den Baustellen in Russland. Diese Sorgen hatte man Infantino auch mitgeteilt, wie eine Zeitung in Norwegen berichtete. Konkret handelt es sich um die Verhältnisse am Stadion-Neubau in St. Petersburg. In diesem Stadion soll die WM, aber auch schon der Confed-Cup 2017 in wenigen Wochen gespielt werden. Den Arbeitern aus Nordkorea war ihr Pass entzogen worden. Sie müssen in nicht beheizten Containern übernachten. Zudem seien diese Container viel zu voll mit Menschen. Einer der Arbeiter soll in einem solchen Container an einem Herzinfarkt gestorben sein. All das ist FIFA-Boss Gianni Infantino offenbar bekannt.
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FIFA zieht keine Konsequenzen
Allerdings greift die FIFA offenbar nicht ein. Denn Infantino äußerte lediglich, dass die FIFA diese Verhältnisse “verurteile” – aber Konsequenzen zieht sie bislang keine. Das Thema sei aber im November, bei einem Besuch in Russland, zur Sprache gekommen, betonte Infantino weiter. Im März hingegen habe es keine Hinweise darauf gegeben, dass etwas nicht akzeptabel sei. In der internationalen Presse erntete Infantino harsche Kritik für seine Vorgehensweise. Immerhin gesteht man ihm zu, dass er sich in einem Schreiben an einen der verantwortlichen Bauunternehmer gewandt habe, diese Zustände zu verbessern. Nordkorea verleiht häufig Arbeitskräfte, um an ausländische Valuta zu kommen, die das Land dringend benötigt. Die Art der Behandlung der Arbeiter ist dem Regime in Nordkorea dabei recht gleich, was dann zu so ausbeuterischen und in Bezug auf den Einzug des Passes entrechteten Zuständen führt.
Infantino lügt oder weiß es nicht besser – beides schlimm
Infantino verweist zudem auf ein “funktionierendes” Überwachungssystem der Zustände auf den Baustellen. Das, so kritisieren Medien, sei eben absolut nicht der Fall. Infantino betreibe Augenwischerei. Die Vorgehensweise bzw. das Ausbleiben von Handlungen durch die FIFA sei ein nicht hinzunehmender Skandal. Dass Infantino sich mit einem solchen Überwachungssystem brüste, welches nachweislich nicht gut funktionier, passe aber zum FIFA-Boss, schreibt dazu die FAZ. Auch eine am Montag gezeigte Dokumentation der ARD zeigte in St. Petersburg tätige Nordkoreaner. Infantino hatte behauptet, es gebe keine Nordkoreaner mehr auf den Baustellen. Offenbar ist das falsch und entweder lügt Infantino bewusst oder er glaubt wirklich seinem nicht funktionierenden Überwachungssystem. Beides wäre alles andere als ein Ruhmesblatt für die FIFA. Aber eben auch absolut passend zu der Verfassung, in die Infantino die FIFA gebracht hat, schreiben die Medien.
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