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So stehen die Chancen der deutschen U21 auf den EM-Titel

In Polen steigt vom 16. Juni 2017 bis zum 30. Juni 2017 die 24. Europameisterschaft der U21-Junioren im Fußball. Gastgeber Polen war automatisch qualifiziert, ansonsten mussten alle übrigen 11 Teilnehmer eine klassische Qualifikation spielen. Die neuerdings von Stefan Kuntz betreute U21-Nationalmannschaft setzte sich dabei mühelos mit 10 Siegen aus 10 Spielen gegen Österreich, Finnland, Aserbaidschan, Russland und die Färöer durch. In diesen 10 Spielen kam man auf 35:8 Tore, nur zwei Spiele (in Finnland und gegen Russland) wurden nicht mit mindestens 2 Toren Vorsprung gewonnen. Bei solch einem eindrucksvollen Auftreten in der Qualifikation stellt sich natürlich die Frage, ob die deutsche Mannschaft in Polen zu den Favoriten zählt und wie ganz allgemein die Chancen auf ein gutes Abschneiden aussehen. Antworten zu diesen beiden Fragen finden sich in den folgenden Absätzen, da diese nicht ganz so einfach zu beantworten sind. Beinahe zeitgleich findet schließlich auch der Confed-Cup 2017 der A-Nationalmannschaft statt, für den Deutschland als Weltmeister qualifiziert ist.

All diese deutschen U21-Spieler sind nicht dabei

Dorthin hat Bundestrainer Jogi Löw nämlich gleich mehrere Spieler mitgenommen, die auch noch für die U21 spielberechtigt wären und die Chancen angesichts ihrer Qualität sicher erhöhen würden. Das sind namentlich:

  • Emre Can (FC Liverpool, 1994)
  • Leon Goretzka (FC Schalke 04, 1995)
  • Joshua Kimmich (FC Bayern München, 1995)
  • Matthias Ginter (Borussia Dortmund, 1994)
  • Benjamin Henrichs (Bayer Leverkusen, 1997)
  • Niklas Süle (TSG Hoffenheim, 1995)
  • Julian Brandt (Bayer Leverkusen, 1996)
  • Timo Werner (RB Leipzig, 1996)

Alle Spieler, die ab oder nach dem 1. Januar 1994 geboren sind, wären für diese U21-EM in Polen noch spielberechtigt. Alle hier Genannten sind aber schon Stammspieler in ihren Proficlubs, weshalb Löw sie zur A-Mannschaft hochgezogen hat. Mit diesen Spielern wären die Chancen der Mannschaft von Trainer Stefan Kuntz jedenfalls deutlich besser. Da bleibt eben die Frage: Wie stehen die deutschen Chancen denn nun?

Foto: Ververidis Vasilis / Shutterstock.com

Schon in der Gruppe gegen Mitfavorit Italien

Grundsätzlich wird erst einmal die Gruppenphase schon keine einfache Aufgabe. Bei nur 12 Teilnehmernationen, die in drei Vierergruppen aufgeteilt sind, kommen nur die Gruppensieger weiter und der beste Gruppenzweite. Für Deutschland stehen in dieser Gruppe C Partien gegen diese drei Teams an:

Über die theoretischen Qualitäten Italiens muss man gar nicht erst diskutieren. Zuletzt waren sie 2004 Europameister der U21, davor hatten sie vier von fünf Ausgaben des Turniers zwischen 1992 und 2000 für sich entschieden. Auch wenn sich der Fußball seitdem stark gewandelt hat und die Italiener vor allem ihren taktischen Vorsprung größtenteils eingebüßt haben, sind sie in fast jedem Jahrgang für den Titel gut und somit ein Mitfavorit in Polen. Bei den beiden anderen Gegnern kann es immer mal wieder vorkommen, dass man plötzlich eine “Goldene Generation” vorfindet. Tschechien gewann schließlich 2002 selbst den Titel bei der U21, Dänemark wurde beim letzten Turnier 2015 Dritter in Tschechien. Ein wirklich steiniger Weg, es aus dieser Gruppe C bis ins Halbfinale zu schaffen. Bei der hervorragenden Qualifikation ohne Punktverlust hatten eben viele Spieler mitgewirkt, die jetzt bei der A-Nationalmannschaft in Russland weilen.

Was hat Stefan Kuntz als Trainer noch drauf?

Zudem stellt sich auch die Frage nach den Qualitäten von Stefan Kuntz als Trainer. In der Qualifikation musste er gegen Gegner wie Finnland oder Aserbaidschan, traditionell schwache Nationen im Fußball, noch nicht viel mehr leisten, als einfach die besten deutschen Spieler des Jahrgangs aufzustellen, die dann mehr oder weniger von alleine gegen größtenteils überforderte Gegner gewannen. Junge Leute erreicht der kumpelhafte Kuntz mit seiner Art immer noch gut, auch wenn er inzwischen schon 54 Jahre zählt. Doch vor seiner neuen Aufgabe als Trainer der U21 war er 12 (!) Jahre nicht als Trainer tätig gewesen, sondern als Manager bei TuS Koblenz, beim VfL Bochum und danach Vorstandsvorsitzender beim 1. FC Kaiserslautern. Auch wenn er damit natürlich weiterhin sehr nah am Fußball war, so war er doch nicht tief in aktuelle Entwicklungen der Trainingsarbeit eingebunden. Hier steht ein dickes Fragezeichen hinter den Fähigkeiten von Stefan Kuntz, wenn es gegen so Taktikfüchse wie die Italiener geht.

Hammerteams in Gruppe B: Spanien und Portugal

Überhaupt stellt sich natürlich nach einem eventuellen Weiterkommen ins Halbfinale nach den Konkurrenten, auf die man dort treffen könnte. Die Zusammensetzung der anderen beiden Gruppen sieht wie folgt aus.

Gruppe A

  • Polen
  • Slowakei
  • Schweden
  • England

Gruppe B

  • Portugal
  • Serbien
  • Spanien
  • Mazedonien

Die Schwergewichte des Juniorenfußballs finden sich also in Gruppe B, wo Spanien und Portugal ums Weiterkommen kämpfen. Dazu findet sich der amtierende Titelverteidiger, nämlich Schweden, das 2015 gewann, in Gruppe A. Und die Engländer haben gerade erst die U20-WM gewonnen, wenn auch mit einem anderen Jahrgang. Damit haben sie aber demonstriert, dass bei ihnen die lange Dürre in der Qualität der nachwachsenden Jahrgänge vorüber zu sein scheint.Auf deutscher Seite hingegen ist die Qualität nicht mehr ganz so hoch wie sie es zu Zeiten von Mesut Özil, Benedikt Höwedes und Mario Götze in den Jugend-Nationalmannschaften war. Die ganz Großen Namen sind wie erwähnt mit Jogi Löw in Russland. Herausragend sind aktuell wohl “nur” Serge Gnabry, Maximilian Philipp, Davie Selke, Max Meyer und Jonathan Tah. Doch auch Stefan Kuntz stellt sich das Problem, dass diese Mannschaft neu zusammengestellt ist, eine Stammelf gibt es nicht. Einziger Trost hierbei dürfte sein, dass auch die anderen Teams nur selten in denselben Konstellationen zusammenspielen.

Deutschland keineswegs alleiniger Favorit

Prinzipiell ist den Deutschen natürlich ein Erfolg in Polen zuzutrauen, der neuerliche Titel zum ersten Mal seit 2009. Allerdings wäre das Erreichen des Halbfinales schon als Erfolg zu bezeichnen, womit man den Erfolg von 2015 wiederholen würde, als man zusammen mit Dänemark Dritter des Turniers wurde. Andererseits wird nicht zuletzt Stefan Kuntz alles dafür tun, dann doch den Titel zu holen. Zu den größten Favoriten zählt Deutschland dabei sicher, doch daneben lauern auch noch vor allem Spanien, Italien und Portugal ebenfalls auf ihren nächsten Europameistertitel bei den U21-Junioren.

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