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SV Wehen Wiesbaden: Vom kleinen Licht im Taunus bis in die 2. Bundesliga

Auf der einen Seite ist Wiesbaden nicht gerade eine kleine Stadt. So müsste hier der Aufstieg eines Fußballvereins auch ohne Unterstützung eines Mäzens aus sich selbst heraus möglich sein. Allerdings stammt der SV Wehen Wiesbaden ursprünglich nicht aus Wiesbaden, wo sein Brita-Arena getauftes Stadion nur einen Steinwurf vom Hauptbahnhof entfernt zu finden ist. Vielmehr wurde der Club tatsächlich in Wehen gegründet und war auch lange dort beheimatet. Wehen gehört gar nicht zu Wiesbaden, sondern ist ein Stadtteil von Taunusstein. Taunusstein selbst verfügt über 30.000 Einwohner, Wehen noch einmal über deutlich weniger.

Erstes Stadion in Wehen selbst gebaut

1926 wurde dennoch hier ein Sportverein mit damals 39 Gründungsmitgliedern aus der Taufe gehoben. Schon im nächsten Jahr 1927 baute man sich damals das Stadion auf dem Wehener Halberg. Nach einer Zwangsfusion während der NS-Zeit gründete man sich 1946 als eigenständiger Verein wieder neu. In den folgenden Jahren errang man so manchen Erfolg in seiner jeweiligen Spielklasse, die aber nie über den lokalen Amateurbereich hinausreichte.

Alles wurde anders, als ab dem Jahr 1979 Heinz Hankammer in den Verein einstieg. Er wurde als Betreiber der Firma “Brita” zugleich Hauptsponsor und Präsident des damals noch SV Wehen-Taunusstein heißenden Clubs. Schnell landete man über die Bezirksliga nun immerhin schon in der Landesliga mit seiner I. Mannschaft der Männer. Ab 1989 begann dann endgültig der ganz große Aufstieg des Clubs, möglich gemacht natürlich durch die immensen Summen, die Heinz Hankammer als potenter Mäzen in den Verein steckte.

Von der Kreisklasse bis in die 2. Bundesliga

1996 schaffte man schon den Sprung in die Regionalliga, Ende 2007 war es dann soweit. Der SV Wehen stieg 81 Jahre nach seiner Gründung erstmals in die 2. Bundesliga und damit in den Profifußball auf. Daraufhin wurde allerdings ein Umzug nötig, denn das alte Stadion genügte den Anforderungen an eine Spielstätte in der 2. Bundesliga in vielerlei Hinsicht nicht. Deshalb entschied man sich beim SV Wehen zu einem endgültigen Umzug nach Wiesbaden, wo man ein neues Stadion, die BRITA-Arena eben, errichtete. Damit einher ging auch die Umbenennung des Clubs in die neue Bezeichnung SV Wehen Wiesbaden.

Als einer von nicht wenigen im Profifußball tätigen Clubs gliederte auch der nun SV Wehen Wiesbaden heißende Verein die Abteilung mit dem Profifußball in eine eigene GmbH aus. Diese Veränderung und diesen Umzug machte auch in einem nun neuen Wappen deutlich. Dieses enthält seit 2007 ein zusätzliches “W” für Wiesbaden sowie die aus deren Stadtwappen übernommenen drei Lilien. Dennoch ist der Spitzname der Kicker vom SVWW nun nicht “Lilien”, das bleibt weiterhin die Mannschaft vom nicht allzu weit entfernten SV Darmstadt 98.

Trotz vieler Erfolge kaum Interesse vor Ort

Überhaupt besitzen die Wehener keinen richtigen Spitznamen, wie sie auch nur eine ziemlich geringe Fanbasis ihr eigen nennen können. Zwar schwanken die Zuschauerzahlen immer mal wieder stark, aktuell sind es in der 3. Liga, in der man sich mittlerweile mehr oder weniger etabliert hat, gerade mal 2.300 Zuschauer. Zu schlechteren Zeiten war es aber auch schon mal nur eine gerade so eben vierstellige Zahl an Menschen, die den SVWW kicken sehen wollten. Ohne den Einfluss und die Unterstützung von Hauptsponsor Brita wäre Profifußball in dieser Form in Wiesbaden jedenfalls nicht denkbar. Deshalb fürchtete man zunächst beim Club auch, dass sich etwas ändern könnte, nachdem Heinz Hankammer Anfang 2016 verstarb, der große Mäzen des Clubs. Doch dessen Sohn, Erbe der Firma Brita, kündigte an, dass sich nichts Wesentliches am Engagement von Brita für den Club ändern werde.

Lange Zeit schon in der 3. Liga beheimatet

Doch nun muss man wieder sportlich um den Klassenerhalt kämpfen. In der Saison 2015/16 sicherte man erst mit einem Last-Minute-Tor den Klassenerhalt, auch in der Saison 2016/17 kämpft man sehr vehement gegen den Abstieg – Ausgang dieses Kampfes noch ungewiss. Ein Abstieg wäre allerdings mehr als bedauerlich, hält man sich aktuell doch seit 2010 ununterbrochen in der 3. Liga. An Geld mangelt es dem Club eigentlich nicht, wohl aber an Strahlkraft für Profis, die lieber vor einem etwas volleren Haus und nicht quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit ihrem Beruf nachgehen wollen.

Deshalb ist die Liste “berühmter Profis”, die mal für den SV Wehen Wiesbaden vor den Ball traten, auch überschaubar kurz. Da wäre Bruno Hübner zu nennen, zur Zeit Sportdirektor bei Eintracht Frankfurt, oder Stefan Lexa, später ebenfalls Eintracht Frankfurt und 1. FC Kaiserslautern, ebenso Thomas Reichenberger, ebenfalls Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen. Dazu noch Mohamdou Idrissou, der immerhin bei Borussia Mönchengladbach Station machte, und Antonio da Silva, später Borussia Dortmund und VfB Stuttgart. Viel mehr ist da aber nicht zu nennen.

Helmut-Schön-Sportpark scheint nicht zu inspirieren

Und so ist auch die Liste der Trainer mehrheitlich eine Liste der – im Profifußball – Namenlosen. Gino Lettieri trat letztens noch mal beim MSV Duisburg in Erscheinung, ansonsten hatte man so Fußballlehrer wie Christian Hock, Marc Kienle oder Peter Vollmann auf der Bank sitzen, eher die dritte als die zweite Garde im deutschen Fußball.

Da nützt es auch nichts, das wenigstens das Gelände, auf dem sich das Stadion des SV Wehen Wiesbaden befindet, einen wichtigen Namen im Fußball trägt, den von Weltmeister-Trainer Helmut Schön. Die Brita-Arena liegt nämlich im Helmut-Schön-Park. Der gebürtige Dresdner hatte seine letzten Lebensjahrzehnte in Wiesbaden verbracht, wo er 1996 auch verstarb. Zumindest aktuell scheint diese Nähe zum Weltmeister aber keine besondere Inspiration für die Spieler des SV Wehen Wiesbaden zu sein.

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