SV Werder Bremen
Der SV Werder Bremen ist das Team der deutschen Hansestadt und gehört zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga. Trotz aktueller Schwächephase spielen die Bremer noch in der Bundesliga und gehören zu den traditionsreichsten Clubs der deutschen Bundesligageschichte.
Bereits im Jahre 1899 gegründet besitzt der Verein nach wie vor eine hohe Strahlkraft und fasziniert auch überregional seine Fans. Mit vier deutschen Meisterschaften, sechs DFB-Pokal-Siegen und dem Europapokal der Pokalsieger gehört der SVW außerdem zu den erfolgreichsten deutschen Clubs. Was den SV Werder Bremen ausmacht, wie seine Geschichte aussieht und eine Analyse zur aktuellen Situation erfahren Sie hier.
Vom Tauziehen zur deutschen Meisterschaft – Von der Gründung zum Spitzenklub
Die Gründung des SV Werder Bremen im Jahre 1899 ist eine der skurrilsten Geschichten des deutschen Fußballs. Zum Ende des 19. Jahrhunderts schrieb eine Meisterschaft im Tauziehen nämlich einen Fußball als Hauptgewinn aus. Den Wettbewerb gewann eine Gruppe 16-jähriger Schüler und mit dem Fußball gründeten Sie den damals noch FV betitelten Fußballverein Werder Bremen.
Das Werder bezieht sich dabei auf den Stadtwerder an der Weser, auf dem sich zunächst das Trainingsgelände des Vereins befand.
Und tatsächlich konnten die drei Teams des FV Werder Bremen bereits vier Jahre nach der Gründung in allen drei Bremer Spielklassen die Meisterschaften erringen.
Gerade in den Anfangsjahren hatte der Bremer Fußballverein aber nicht nur mit sportlichen Gegnern zu kämpfen, sondern musste den undeutschen Sport auch gegen Kritiker aus Gesellschaft und Kultur verteidigen.
Dafür schaffte Werder Bremen es nicht nur, auch während des Ersten Weltkriegs den Spielbetrieb aufrecht zu halten, sondern gehörte auch zu den progressiveren Sportvereinen. Bereits im Jahre 1919 wurden auch Frauen zugelassen, zuvor stand der Spielbetrieb lediglich gut gebildeten Männern offen – Fußball galt in seiner Anfangszeit als Sport der Reichen und Akademiker, Arbeiter fanden sich in Turnvereinen.
Durch die Einführung anderer Sportarten wie Schach, Cricket, Leichtathletik und Baseball änderte der vormals reine Fußballverein 1920 seinen Namen in Sportverein Werder Bremen von 1899.
Ein weiteres Überbleibsel jener Gründerzeit gibt es ebenfalls heute noch: Das Weserstadion. Inzwischen mit Solarenergieanlage ausgestattet und zig mal renoviert, ist das Weserstadion längst über seine Ursprünge hinweg gewachsen. Dennoch gehört das Stadion zu den Gründungsreliquien der Werder-Geschichte.
Der Sportverein Werder Bremen spielte auch während des Zweiten Weltkriegs weiter und wurde erst nach Kriegsende, im November 45, aufgelöst. Eine Neugründung erfolgte im folgenden Jahr, aufgrund des Drucks der Alliierten wurde jedoch die 1899 aus dem Namen verbannt, so dass der Verein künftig unter dem Namen SV Werder Bremen bekannt war.
Das erste Spiel des SV Werder Bremen in der Bundesliga
Nachdem 1963 die Oberligen in der Bundesliga aufgingen, wurde auch der SV Werder Bremen zu einem der 18 Gründungsmitglieder der Liga. Den Bremern wurde jedoch noch eine weitere Ehre zu Teil: Gegen Borussia Dortmund führte der SV Werder Bremen das erste Spiel der neu gegründeten Liga. Und kassierte bereits in der ersten Minute das erste Gegentor.
Das Tor der Dortmunder gilt auch deswegen als historisch, weil es nicht gefilmt wurde. Die Kameraleute waren schlichtweg noch nicht bereit. Die erste Bundesligapartie gewann der SV Werder Bremen dennoch mit 3:2 Toren.
In den Anfangsjahren der Liga gelang es den Bremern nie, sich konstant als Spitzenmannschaft durchzusetzen und der Verein war von einem sportlichen Auf und Ab gekennzeichnet. Selbst der ersten Meisterschaft der Bremer (1965) folgten durchwachsene Jahre. Anfang der 70er hatte der SV Werder Bremen sich gar finanziell derartig verspekuliert, dass viele die Millioneninvestitionen in Stars als Grund für den einzigen Abstieg der Vereinsgeschichte sehen. Durchwachsene Jahre und ein Dasein im Mittelfeld führten 1980 zum einzigen Jahr seit Gründung der Bundesliga, dass der SV Werder Bremen in der Zweitklassigkeit fristen musste.
Doch unter der Führung des Trainers Klötzer (und nach dessen gesundheitlichem Aussteigen Rehhagel) schaffte der SV Werder Bremen den direkten Wiederaufstieg.
Zusammen mit Manager Willy Lemke gelang Otto Rehhagel der Aufbau einer absoluten Spitzenmannschaft, die von großen Namen geprägt war. Durch diese sportlich erfolgreichen Zeiten in den 80er und 90er Jahren wurde der SV Werder Bremen über lange Zeit zum größten Konkurrenten des FC Bayern München.
Dabei glänzten die Bremer nicht nur durch erfolgreichen, sondern auch durch attraktiven Fußball. In den 80ern galt das Bremer Spiel als sehr offensivlastig und schnell und der SV Werder Bremen landete regelmäßig unter den ersten fünf Clubs der Tabelle. Mehrere knapp verpasste Meisterschaften später sicherten sich die Bremer 1988 ihren zweiten Meistertitel.
Der Meistertitel prägte auch den ersten, großen Aufschwung der Nummer Eins im Norden. Mit Spielern wie Dieter Eilts, Miroslav Votava, Frank Neubarth und Marco Bode spielten die Bremer fortan eine kontrollierte Offensive und sicherten sich 1992 den Europapokal der Pokalsieger.
Im Folgejahr konnte sich der SV Werder Bremen seine dritte Meisterschaft sichern, getragen vom österreichischen Spielmacher Andi Herzog und dem neuseeländischen Stürmer Wynton Rufer.
Doch auch die erfolgreiche Ära unter Rehhagel musste einmal ein Ende finden. Nach mehreren verpassten Meisterschaften und Beinaheerfolgen legte Otto Rehhagel sein Amt 1995 nieder.
Es folgten durchwachsene Jahre mit Trainern wie Aad de Mos und Dixie Dörner, die Bremen in der Saison 1998/99 unter Felix Magath dem zweiten Abstieg nahe brachten.
Magath wurde von der Vereinsführung freigestellt und die Leitung des Bundesligateams übernahm ein Jugendtrainer und ehemaliger Außenverteidiger, der noch nie ein Profiteam trainiert hatte: Ein gewisser Thomas Schaaf.
Schaaf und Allofs – Trainer und Manager mit Vorbildfunktion
Thomas Schaaf hatte als Spieler und Trainer so viel Zeit beim SV Werder Bremen verbracht, dass man ihm beinahe schon die Geburt in Mannheim aberkannt hätte.
Als Thomas Schaaf und Manager Klaus Allofs das Team 1999 übernahmen, leiteten sie eine Trendwende ein. Der Verein konnte den Abstieg gerade noch einmal abwenden gewann den DFB Pokal. Dabei stellte Schaaf auch den Stil der Mannschaft um und ließ einen bestechenden Offensivfußball spielen. Mit Johann Micoud und später Diego als Zehner wurde die Raute mit Spielmacher zum Markenzeichen des neuen Bremer Hurra-Fußballs. Spiele wurden spektakulär gewonnen oder endeten in krachenden Niederlagen.
Spieler wie der robuste Baumann, ein defensiv orientierter Frings und der immer noch aktive Sturm-Rentner Pizarro waren die Grundpfeiler des neuen Spielstils.
Mit einer Achse aus Micoud, Ernst und dem moppeligen Stürmer Ailton sicherte sich Bremen in der Saison 2003/04 außerdem die vierte und bis dato letzte Meisterschaft. Fortan setzten die Bremer sich im Spitzenfeld der Liga fest und konnten sich in der Champions League mit Madrid, Chelsea und Barcelona messen. Ohne große Investoren, dafür mit klugen Transfers agierte Bremen bis 2010 wie ein absolutes Spitzenteam. Verlässliche Spieler wie Naldo, angebliche Problemspieler wie Özil und ein glänzend aufgelegter Torhüter Tim Wiese sicherten regelmäßige Spitzenplätze.
Doch mit dem Stadionumbau und einigen fehlgeleiteten Investitionen fand auch diese Ära alsbald ein Ende. Als die Erfolge ausblieben und die Mannschaft wiederholt die Champions League verpasste, fehlte das Geld, um den teuren Kader zu unterhalten. Dazu kamen Fehlkäufe wie Carlos Alberto und Marco Arnautovic, die den SV Werder Bremen finanziell belasteten.
Im November 2012 verließ dann zunächst Allofs den SVW, ein halbes Jahr später trennten sich Thomas Schaaf und der SV Werder Bremen einvernehmlich. Das Team sollte sportlich moderner aufgestellt werden und wieder konkurrenzfähig agieren.
Trainerwechsel, Chaos, Mittelmaß – Die Zeit nach Thomas Schaaf
Das Ende der Ära Schaaf brachte aber nur wenig Stabilität in den Verein. Robin Dutt scheiterte ebenso wie sein Nachfolger Viktor Skripnik. Der Manager Thomas Eichin wurde durch den langjährigen Spieler Frank Baumann ersetzt.
Baumann führt den Verein auch derzeit gemeinsam mit Alexander Nouri, dem ehemaligen Trainer der U23. Der Werdegang erinnert nicht zufällig an den von Thomas Schaaf und tatsächlich könnte der SV Werder Bremen wieder zu neuer Stabilität finden, wenn der Verein es schafft, das derzeitige sportliche Tief zu überwinden.
Mit einem nur schwach besetzten Kader und vielen offenen Stellen kämpft der SV Werder Bremen derzeit wiederholt gegen den Abstieg und ruht auf teils viel zu alten Schultern. Denn bei allen Verdiensten werden Kapitän Clemens Fritz und Stürmer Claudio Pizarro dem Verein nur noch für begrenzte Zeit zur Verfügung stehen.
Alexander Nouris Berufungen in den Kader deuten jedoch bereits an, dass er vermehrt auf junge Spieler setzt, die noch Potential haben, zu wachsen – gemeinsam mit dem Kader.
Das Weserstadion – Lebenslang Grün-Weiß
Die Grün-Weißen spielen traditionell im Weserstadion, einer altehrwürdigen Spielstätte, die Fans sogar mit einer Fähre über die Weser anfahren können. In der Pauliner Marsch vor dem Osterdeich liegt das mehrfach modernisierte Stadion, in dem mehr als 42.000 Fans Platz finden.
Unterstützung bekommen die Grün-Weißen traditionell von der Ost-Kurve, in der die Fans und Ultras sich gebündelt wiederfinden.
Das äußere Bild des Weserstadions wird vornehmlich durch die reflektierende Fassade geprägt, denn das Stadion des SV Werder Bremen gewinnt einen Teil seiner Energie durch die Photovoltaikanlage. Während die Solarkacheln an der Südfassade nahezu futuristisch wirken, sehen die Flutlichtmasten indes wie ein Anachronismus aus und überragen die Oberränge des Stadions.
Im Weserstadion befindet sich außerdem das Werder-Museum (Wuseum), in dem die historischen Erfolge des Vereines und die bewegte Geschichte aufbereitet werden.
Das Weserstadion besitzt zudem noch eine weitere Sonderstellung: Seinen Namen. Während viele Traditionsvereine der Bundesliga längs in Banken- und Versicherungsarenen antreten, trägt der SV Werder Bremen seine Heimspiele immer noch im traditionellen Weserstadion aus.
Skurriles und Anekdoten – Die kleinen Spitzen des SVW
Der SV Werder Bremen ist mit seiner langjährigen Geschichte voll von skurrilen Geschichten und Nebenschauplätzen. Einige seien Ihnen hier aber einmal vorgestellt.
Auch wenn Bremen traditionell als die Grün-Weißen bekannt sind, spielte das Team in seiner Anfangszeit in den Bremer Stadtfarben Rot und Weiß. Auch wenn die Speckflagge noch gelegentlich an Thomas Schaafs Jacke zu finden war, reicht es derzeit nicht einmal für das Auswärtstrikot im Lokalkolorit.
1982 gelang dem SV Werder Bremen ein ganz besonderes Tor, denn Uwe Reinders erzielte gegen den FCB ein Einwurftor. Das ist natürlich regelwidrig und der Einwurf im Tor hätte auch nur einen Abstoß zur Folge gehabt, hätte der Bayerntorhüter Jean-Marie Pfaff den Ball nicht touchiert und so ein Eigentor erzielt.
Der SV Werder Bremen hat nicht nur eine lange Geschichte spektakulärer Verpflichtungen, sondern mindestens genau so lang ist die Geschichte der missglückten Transfers. So verzichtete der Verein bereits in den Anfangsjahren der Bundesliga auf die Verpflichtung eines gewissen Uli Hoeneß, sondern ließ auch später einen ostdeutschen Fußballer namens Michael Ballack nach dem Vorspielen nach hause fahren. Selbst Torhüter Petr Cech konnte den Verein nicht überzeugen.
Eine der absurdesten Geschichten der Traditionsrivalität mit dem HSV kommt aus dem Jahre 2009. Gemeinsam mit dem Bundesligaspiel spielte Bremen binnen weniger Wochen vier Mal gegen die Hamburger. Im UEFA Pokal, DFB Pokal und eben in der Bundesliga. Eine Papierkugel auf dem Spielfeld ließ einen Ball derart verspringen, dass dieser zu einer Ecke und dem anschließenden Tor der Bremer führte. Dies besiegelte das Aus der Hamburger aus dem UEFA Pokal, auch aus dem DFB Pokal kickten die Bremer den HSV und in der Liga besiegelten sie alle Meisterschaftsträume Hamburgs. Trotz einer durchwachsenen Saison wurde das Jahr durch die Siege gegen den HSV zu einem denkwürdigen.
Und auch in der ewigen Tabelle der Bundesliga liegt der SV Werder Bremen nach wie vor auf dem zweiten Platz hinter dem FC Bayern München und vor dem HSV – und ist und bleibt damit die Nummer Eins im Norden.
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