1. FC Union Berlin
Der 1. FC Union Berlin ist neben Hertha BSC der zweite große Fußballverein in der Hauptstadt. Er gründete sich im Jahre 1966 aus dem FC Olympiastadion Schöneweide und galt in der ehemaligen DDR als Profiverein der Hauptstadt. Die Heimspiele werden im Stadion An der Alten Försterei ausgetragen. Seit acht Jahren kann der Profiverein seinen Platz in der Zweiten Bundesliga behaupten.
Der 1. FC Union Berlin und seine Geschichte
Die Geschichte der Union Berlin hat eine lange Tradition. Obwohl der Verein in seiner heutigen Struktur erst im Jahre 1966 gegründet wurde und damit zu den jüngeren deutschen Fußballvereinen zählt, blickt er auf eine längere Geschichte zurück. Der Vorverein, aus dem sich die Union Berlin später gründete, ist der FC Olympia Oberschöneweide. Der Verein gründete sich im Jahre 1906. Dabei handelte es sich um einen Zusammenschluss der drei kleinen Fußballvereine Frisch Auf, Preußen und Vorwärts. Die Gründung erfolgte im heutigen Stadtteil Oberschöneweide, der zur damaligen Zeit ein Berliner Vorort war. In seiner Struktur blieb der Verein zunächst bis zum Jahr 1920 bestehen. Die Heimstätte des Vereins war ein Sportplatz in der Wattstraße in Oberschöneweide, bis das heutige Stadion An der Alten Försterei im Jahre 1920 Heimstätte des Vereins wurde. In den Jahren nach dem Umzug in das Stadion konnte der Verein erste Erfolge erzielen. In den Vorkriegsjahren ab dem Jahre 1933 und während der Zeit des Zweiten Weltkrieges litt der Spielbetrieb, wie bei vielen anderen deutschen Vereinen auch, unter der Herrschaft des Nationalsozialismus. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Teilung Berlins in vier Sektoren lag die Heimstätte des Fußballvereins in der sowjetischen Zone und, ab 1949, in der DDR. Seit dem Jahre 1950 gestaltete sich die Durchführung eines normalen Spielbetriebes schwierig, weil aufgrund der Abwanderung von Spielern in die Bundesrepublik keine etablierte Mannschaft aufgestellt werden konnte. Es erfolgten Änderungen des Vereinsnamens und der Vereinsstuktur, die ihre Ursache in der DDR-Sportpolitik hatten. Aufgrund der ausbleibenden Erfolge entschied man sich im Jahre 1966 für eine Neugründung des Vereins. In diesem Zuge bekam der Verein den heutigen Namen 1. FC Union. Bis zum Zusammenbruch der DDR im Jahre 1989 kämpfte der Verein immer wieder gegen Abstiege in die Zweitklassigkeit. In den folgenden Jahren konnte Union Berlin zunächst keine Lizenz für Spiele in der Bundesliga erwerben. Für einige Zeit drohte dem Verein der Bankrott und damit das Ende. Erst im Jahre 1998 zeigte sich die Wende durch einen neuen Geldgeber und eine neue, von Nina Hagen eingesungene Vereinshymne. Die Fans blieben dem Verein treu und es ging mit den Erfolgen bergauf. Seit dem Jahre 2008 spielt die Union Berlin konstant in der Zweiten Bundesliga.
Stadion An der Alten Försterei als Spielstätte
Das Stadion An der Alten Försterei gilt als das einzige Stadion in Berlin, das als Heimstätte eines Fußballclubs genutzt wird, da Hertha BSC seine Heimspiele im Olympiastadion austrägt. Das Stadion befindet sich in der Wuhlheide im Berliner Stadtteil Köpenick und bietet etwa 22.000 Fans Platz, wobei Sitz- und Stehplätze angeboten werden. Es wurde im August 1920 eröffnet. Das erste Spiel wurde von einem der Vorvereine der Union Berlin, dem SC Union Oberschöneweide, ausgetragen. Im Laufe der Jahre erfuhr das Stadion An Der Alten Försterei mehrere Renovierungen. Nennenswert sind Umbauten am Anfang der 1950er Jahre und Ende der 1970er Jahre. Die letzte umfassende Renovierung erfolgte in den Jahren 2008 und 2009. Das Stadion An der Alten Försterei wurde drei Mal erweitert. Die letzte Erweiterung fand im Jahre 2013 ihren Abschluss. Dabei wurden eine neue Fassade und eine neue Haupttribüne errichtet. Insgesamt besitzt das Station vier Tribünen, die im Zuge der Renovierungen vollständig überdacht wurden. Das Stadion wird auf Rasen bespielt und hat eine Spielfläche von 109 x 90 m.
Jährlich finden im Stadion An der Alten Försterei Veranstaltungen statt, die weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt und beliebt sind. Dazu gehört das Weihnachtssingen, das im Jahre 2003 erstmalig veranstaltet wurde. Am Abend des 23. Dezember treffen sich mehr als 22.000 Fans der Union Berlin, aber auch Gäste der Stadt und Besucher, die dem Verein nicht verbunden sind, um die schönsten und bekanntesten Weihnachtslieder miteinander zu singen. Die Karten, von denen ein großes Kontingent an Mitglieder des Vereins verkauft werden, sind aufgrund der Beliebtheit der Veranstaltung schnell vergriffen und deshalb nur schwer zu bekommen. Viel Interesse fand auch das Public Viewing anlässlich der WM im Jahre 2014 in Brasilien. Im so genannten WM-Wohnzimmer konnten Fans der Union Berlin und Besucher im Inneren des Stadions eine Couch aufstellen und so, wie in ihrem heimischen Wohnzimmer, mit anderen Fans ein bequemes Public Viewing genießen. Die Idee wurde begeistert aufgenommen und die Plätze auf dem Rasen des Stadions waren sehr schnell belegt.
Das Stadion der Union Berlin war einst ein Sportplatz, der nach und nach zu einem Fußballstadion ausgebaut wurde. Das Besondere daran ist, dass die Fans immer wieder einen großen Anteil am Ausbau hatten. Dies verleiht dem Verein, aber auch dem Stadion bis heute einen besonderen Kultcharakter.
Erfolge in der Zeit der Vorvereine von 1906 – 1966
In der Anfangszeit gab es in dem Verein ausschließlich Schülermannschaften. Daraus resultierten mehrere Zusammenschlüsse mit anderen Vereinen, die jedoch aufgrund der ausbleibenden Erfolge nach kurzer Zeit wieder aufgelöst wurden. Zwei Jahre nach der Gründung, im Jahre 1908, konnte die Union Berlin nach dem Zusammenschluss mit dem Verband Brandenburger Ballspielvereine die ersten sportlichen Erfolge erzielen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich der Fußballsport noch in der Entwicklung, und so spielte auch die Union Berlin in verschiedenen Ligen. So konnte der Verein im Jahre 1917 Vizemeister des Verbandes Brandenburgischer Ballspielvereine werden. Ein regulärer Spielbetrieb war jedoch während der Zeit des Ersten Weltkriegs nicht möglich. Erst nach dem Ende des Krieges im Jahre 1918 konnte der Spielbetrieb in den Fußballligen neu organisiert werden. Davon profitierte die Union Berlin und konnte im Jahre 1920 erstmals die Berliner Meisterschaft gewinnen. Drei Jahre später, im Jahre 1923, wurde die Union Berlin Deutscher Vizemeister. Dies war der größte Erfolg der Mannschaft vor Beginn des Krieges. Bereits ab dem Jahre 1933 wirkte sich die Herrschaft der Nationalsozialisten negativ auf den Spielbetrieb in den Fußballligen aus. Die Union Berlin fand auch nach dem Krieg nicht zu alter Stärke zurück, da das Stadion An der Alten Försterei in der sowjetischen Besatzungszone lag. Dadurch war die Mannschaft vom Neuaufbau des Ligasystems ausgeschlossen. Hinzu kam, dass es nicht genug Spieler gab. Viele zog es in den Westteil Berlins oder nach Westdeutschland, sodass sich der Aufbau einer neuen Mannschaft als schwierig erwies. Unmittelbar nach dem Krieg waren Sportvereine im ganzen deutschen Besatzungsgebiet verboten. Stattdessen wurden neue kommunale Gründungen von Sportvereinen zugelassen. Während dieser Zeit bestand die Union Berlin auf dieser kommunalen Ebene fort und trug verschiedene Namen. Der Neuanfang gelang erst nach der Gründung der DDR im Jahre 1949. In der Zeit der Umstrukturierung der Fußballvereine ab dem Jahre 1948 galt die Union Berlin, die nun wieder unter ihrem alten Namen SG Union Oberschöneweide antreten durfte, trotz der Schwierigkeiten, gute Spieler zu finden, als sehr erfolgreich. Aus politischen Gründen durfte die Mannschaft nicht zu einem Spiel gegen den HSV nach Kiel reisen. In der Folge gab es eine erneute Abwanderung nach Westberlin, die in der Gründung eines neuen Vereins mit dem Namen SC Union Berlin 06 mündete. Der Verein ist bis heute aktiv und im Poststadion in Berlin-Moabit beheimatet. Die Abwanderung von Spielern und leitenden Funktionären schadete den Verein enorm und stürzte ihn in eine schwere Krise.
Der 1. FC Union als DDR-Fußballmannschaft
Nach 1950 verblieben nur wenige aktive Spieler in dem Verein, viele von ihnen zogen Vereine im Westen Berlins vor. Auch in der DDR wurden die Fußballvereine in ein Ligasystem eingeordnet. Für die Union Berlin erfolgte eine Eingruppierung in die DDR Oberliga, was gleichbedeutend mit einem mittleren Spielniveau war. In der ersten Saison 1950/51 konnte Union Berlin die Klasse nicht erhalten. Grund dafür war auch das System der Betriebssportgemeinschaften, in die alle Vereine der DDR eingegliedert wurden. Dabei handelte es sich um eine Umstrukturierung, wie sie auch in vielen anderen Bereichen, etwa in der Produktion und in der Landwirtschaft, vollzogen wurde, um eine Einheitlichkeit herzustellen. Die Union Berlin bekam im Zuge der Umstrukturierung auch neue Vereinsfarben. Bis zum Jahre 1950 liefen die Spieler in blau-weißen Trikots auf. Nun wurden die Farben in rot-weiß geändert. Damit sollte eine Abgrenzung zum Westberliner Verein Hertha BSC geschaffen werden. Bis heute spielt die Union Berlin in den Farben rot-weiß.
Trotz verschiedener Zusammenschlüsse konnte der Verein keine Erfolge mehr erzielen und musste einen Abstieg in den Amateurfußball hinnehmen. Dies führte dazu, dass sich Teile des Vereins auflösten. Eine Weiterführung der ehemaligen Union Berlin wurde nach einer Umbenennung in Motor Oberschöneweide versucht. Die Funktionäre wollten auf einem neuen Weg zum Erfolg zu gehen, doch auch dieses Vorhaben scheiterte, denn Motor Oberschöneweide kam über mittelklassigen Fußball in der Zweiten DDR-Liga nicht hinaus. Bis in die Mitte der 1960er Jahre gab es immer wieder Fusionen mit anderen Vereinen und Veränderungen, die von den Fans nicht mehr mitgetragen wurden. Sie konnten sich mit ihrem Verein nicht mehr identifizieren. Es fehlte an Talenten, die für den Verein spielen wollte. Der Verein etablierte bis Mitte der 1960er Jahre in der Dritten Liga. Erst in der Saison 1965/66 gelang der Aufstieg in die Oberliga. Dieser Erfolg, der nicht zuletzt dem Fußballspieler Werner Schwenzfeier zu verdanken war, führte zu einer erneuten Umstrukturierung, die dieses Mal sehr erfolgreich verlaufen sollte. Die Veränderungen führten zur Gründung eines neuen Vereins, der in dieser Form bis heute Bestand hat und in den 1. FC Union umbenannt wurde. Gleich in der ersten Spielsaison nach der Neugründung konnte Union Berlin den sechsten Platz in der Oberliga behaupten. Als größter Erfolg in der DDR-Vereinsgeschichte gilt der Gewinn des FDGB-Pokals im Jahre 1968. Einige Spieler von damals wurden von den Fans frenetisch gefeiert und als Helden verehrt.
In den 1970er Jahren etablierte sich Union Berlin neben dem SC Dynamo Berlin als zweiter großer Fußballverein in Ostberlin. Die Erfolgsserie bekam einige Risse, die Mannschaft wechselte zwischen Abstiegen aus der Oberliga und erneuten Aufstiegen. Ende der 1970er Jahre spielte die Mannschaft nur noch in der DDR-Liga und erzielten bei wichtigen Spielen viele Gegentore.
Auch in den 1980er Jahren wechselten sich Aufstiege mit Abstiegen ab, bis in der Saison 1985/86 wieder erfolgreich in der Oberliga spielte und sogar einen Platz im UEFA-Pokal nur knapp verpasste. Aufgrund der vielen Auf- und Abstiege in den 1980er Jahren wurde die Mannschaft der Union Berlin beiläufig gern auch als Fahrstuhlmannschaft bezeichnet.
Diese Entwicklung setzte sich bis zur Wende fort. Nach dem Fall der Mauer wurde der Fußball in der DDR vernachlässigt, denn die politische Entwicklung hatte in dieser Zeit Priorität. Mit dem Zusammenbruch der DDR begann für die Union Berlin eine neue Zeit, in der sie sich in der Bundesliga etablieren musste.
Die Zeit nach der Wende
Nach der Öffnung der Grenzen spielte die Union Berlin in einem Freundschaftsspiel im Olympiastadion gegen den Westberliner Traditionsverein Hertha BSC. Das Spiel wurde von mehr als 50.000 Zuschauern mit einer großen Begeisterung angeschaut. Nach der Eingliederung der neuen Bundesländer in die BRD wurden die ostdeutschen Fußballclubs in die Erste und Zweite Bundesliga integriert und bekamen acht Plätze zur Verfügung gestellt. Die Union Berlin konnte keinen dieser Plätze beanspruchen und startete ihre erste Saison als gesamtdeutscher Fußballclub in der Dritten Liga. Bis in die Mitte der 1990er Jahre klappte es mit dem Aufstieg in die Profiligen nicht, was dazu führte, dass der Verein mit seiner Wirtschaftlichkeit kämpfte. Bis zum Jahre 1997 brachte sich der Fußballverein bis an den Rande des Konkurses. Dieser konnte abgewendet werden, weil der Konzern Nike als Sponsor für fünf Jahre einstieg. Dennoch wandten sich gute Spieler ab, um die Angebote anderer Clubs anzunehmen, die ihnen eine bessere Zukunft boten. Auch einige Trainer entschieden sich für die Arbeit in anderen Vereinen. Die Fans gaben nicht auf und versuchten, Spenden für ihren Verein zu sammeln. Schließlich gelang es, die Finanzen in den Griff zu bekommen, indem mit dem Unternehmen Kinowelt ein zahlungskräftiger Sponsor gefunden wurde.
Neustart im Jahre 1998
Das Jahr 1998 gilt in der Geschichte der Union Berlin als Neustart. Der Verein konnte sich wieder auf seine sportlichen Leistungen konzentrieren. Neue Spieler und Trainer wurden verpflichtet, doch zunächst spielte der Verein weiter in der Amateurklasse. Erst die Jahrtausendwende brachte neue Erfolge. Die Union Berlin konnte sich bis ins Pokalfinale des DFB spielen und scheiterte dort am FC Schalke 04. Trotz der Niederlage war der Weg in den UEFA-Pokal und den Europapokal frei. Danach etablierte sich die Union Berlin in der Zweiten Bundesliga. Doch die Misserfolge stellten sich schnell wieder ein und der erneute Abstieg in die Regionalliga war die Folge. Im Jahre 2005 musste die Union Berlin auch die Regionalliga verlassen und fand ihren Platz in der Oberliga. Mehrere Trainer versuchten, den Klassenerhalt zu schaffen und mit einem Aufstieg zur alten Form zurückzufinden. Die Sponsoren verlängerten Verträge nicht und die finanzielle Situation drohte wieder zu kippen. Die Saison 2006/2007 verlief dann wieder erfolgreicher und der erneute Aufstieg in die Regionalliga gelang. Eine Saison später qualifizierte sich die Union Berlin dann für die Dritte Profiliga, die im Jahre 2007 neu gegründet wurde.
Das Jahr 2008 war geprägt durch die Sanierungsarbeiten des Stadions An der Alten Försterei, brachte aber auch einen Aufschwung, denn die Union Berlin konnte die Spitze der Tabelle der Dritten Bundesliga erreichen und der Aufstieg in die Zweite Bundesliga war geglückt. Der Gewinn des Berliner Landespokals war ein weiterer durchschlagender Erfolg. Die Einweihung des restaurierten Stadions erfolgte mit einem Freundschaftsspiel gegen den ehemaligen Westberliner Rivalen Hertha BSC.
In den letzten Jahren konnte sich die Union Berlin in der Zweiten Bundesliga etablieren und war nicht mehr von einem Abstieg bedroht. Nachdem die Hertha in der jüngeren Fußballgeschichte den Klassenerhalt nicht schaffte und in die Zweite Liga abstieg, gab es während der Saison spannende Derbys im Stadion An der Alten Försterei und im Berliner Olympiastadion.
Der 1. FC Union in der aktuellen Saison 2016/2017
In der aktuellen Saison 2016/17 spielt der 1. FC Union Berlin in der Zweiten Bundesliga. Bezogen auf die Anzahl der Mitglieder konnte der Verein weiter wachsen und zählt nun mehr als 13.000 Mitglieder. Seit dem Beginn der Saison wird die Mannschaft von Jens Keller trainiert. Sebastian König und Henrik Pedersen arbeiten als Co-Trainer an seiner Seite. Seit der Saison 2011/2012 konnte die Union Berlin einen soliden Platz unter den ersten zehn Mannschaften der Zweiten Bundesliga behaupten. Die beste Platzierung gelang im Jahre 2016 mit dem sechsten Platz. Der Klassenerhalt ist das Ziel der aktuellen Saison, wobei der Traum vom Aufstieg in die Erste Bundesliga vom Kader, von den Spielern und von den Fans weiter favorisiert wird.
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