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Versinkt der US-amerikanische Nationalmannschafts-Fußball wieder im Mittelmaß?

Die amerikanische Fußball Nationalmannschaft ist seit den 1990er Jahren aus dem Weltfußball kaum noch wegzudenken. Führten die US-Boys zuvor stets ein Schattendasein, weil Basketball oder Baseball in den USA wesentlich populärer und beliebter sind als das aus England stammende „Soccer“, baute der amerikanische Verband immer mehr auf Professionalität und Ausbildung. Spätestens seit der Gründung der Major League Soccer wurde, mit einigen Unterbrechungen, viel für den Fußball in den Vereinigten Staaten getan. Zwischen 2011 und 2016 übernahm Weltmeister Jürgen Klinsmann den Part des Nationaltrainers und machte seine Sache sehr gut – zumindest bis zum vergangenen Jahr, der Verband entließ ihn wegen Erfolglosigkeit in der WM-Qualifikation. Jetzt fragt sich die Fußballwelt, auch vor dem Hintergrund des enttäuschenden 1:1 beim Auftakt des Gold Cup gegen Panama: Versinkt der US-amerikanische Nationalmannschafts-Fußball wieder im Mittelmaß?

Die bisherigen Erfolge bei Weltmeisterschaften

Die Geschichte der amerikanischen Nationalmannschaft ist nicht uninteressant. So richtig beginnt sie aber erst mit der Weltmeisterschaft 1994 im eigenen Land. Schon zuvor in Italien gelang die erstmalige Qualifikation seit 1950, doch schied das Team nach drei Niederlagen als Gruppenletzter aus. Vier Jahre später, auch getragen von der Euphorie im eigenen Land, überstanden die Amerikaner die Gruppenphase, schied dann aber im Achtelfinale knapp mit 0:1 gegen den späteren Weltmeister Brasilien aus. 1998 in Frankreich war es wieder eine Enttäuschung, nach drei Niederlage mussten die USA als Gruppenletzter die Heimreise antreten. 2002 in Südkorea und Japan gelang dann das bisher beste Ergebnis bei einer Weltmeisterschaft. Nach einem 3:2-Sieg gegen die hoch eingeschätzten Portugiesen sowie einem 1:1 gegen den späteren Halbfinalisten Südkorea in der Vorrunde besiegten die USA Mexiko mit 2:0 und verloren erst im Viertelfinale trotz Platzüberlegenheit und mehrerer Torchancen gegen Deutschland 0:1. Überragend dabei Oliver Kahn und Donovan. Bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland reichte es wieder nur für die Vorrunde, 2010 in Südafrika und 2014 in Brasilien war jeweils im Achtelfinale Schluss.

Die bisherigen Erfolge beim Gold Cup

Beim CONCACAF Gold Cup, dem Pendant zur Europameisterschaft, der zweimal im Jahr ausgetragen wird, sind die Leistungen der USA richtig gut:

  • 1991 – Gewinner
  • 1993 – 2. Platz
  • 1996 – 3. Platz
  • 1998 – 2. Platz
  • 2000 – Viertelfinale
  • 2002 – Gewinner
  • 2003 – 3. Platz
  • 2005 – Gewinner
  • 2007 – Gewinner
  • 2009 – 2. Platz
  • 2011 – 2. Platz
  • 2013 – Gewinner
  • 2015 – 4. Platz

Doch in diesem Jahr sieht die Sache nicht so rosig aus. Woran liegt das?

Problem beim Gold Cup: Die erfahrenen Spieler sind alle zuhause

Die Nationalmannschaft der USA ist mit einer stark verjüngten Auswahl zum Gold Cup gestartet. Trainer Bruce Arena verzichtete ganz bewusst vor allem auf die Spieler, die in Europa ihr Geld verdienen, darunter auch Christian Pulisic von Borussia Dortmund und HSV-Stürmer Bobby Wood. Arena dazu: „Das Timing ist ziemlich ungünstig: Die Jungs in Europa hatten eine lange Saison bei ihren Klubs und nun noch die WM-Qualifikation. Sie brauchen nun einfach eine Pause. Nun haben sie drei Wochen frei. Es würde nicht sinnvoll sein, sie dann noch zu nominieren. Es dauert drei Wochen, um sie überhaupt fit zu bekommen.“ Es fehlen damit neben Pulisic, der sich trotz seiner 18 Jahren mit zuletzt großartigen Leistungen einen Namen machen konnte, und Wood, der sich beim HSV unverzichtbar gemacht hat, auch der Gladbacher Fabian Johnson und Neu-Wolfsburger John Anthony Brooks. Arena wird also junge Männer bei der WM testen, was natürlich an die Situation der deutschen Mannschaft beim Confed-Cup in Russland erinnert. So sieht der derzeitige Kader der US-Boys beim Gold-Cup aus:

  • Torhüter: Brad Guzan (Atlanta United), Bill Hamid (D.C. United), Sean Johnson (New York City FC)
  • Abwehr: Matt Besler (Sporting Kansas City), Omar Gonzalez (Pachuca), Matt Hedges (FC Dallas), Eric Lichaj (Nottingham Forest), Matt Miazga (FC Chelsea), Justin Morrow (Toronto FC), Jorge Villafana (Santos Laguna), Graham Zusi (Sporting Kansas City)
  • Mittelfeld: Kellyn Acosta (FC Dallas), Paul Arriola (Club Tijuana), Alejandro Bedoya (Philadelphia Union), Joe Corona (Club Tijuana), Dax McCarty (Chicago Fire), Cristian Roldan (Seattle Sounders FC), Kelyn Rowe (New England Revolution), Kenny Saief (Gent), Gyasi Zardes (LA Galaxy)
  • Angriff: Juan Agudelo (New England Revolution), Dom Dwyer (Sporting Kansas City), Jordan Morris (Seattle Sounders FC)

Das erklärt natürlich auch, warum es gegen Panama nicht mit einem Sieg geklappt hat und der gesamte Auftritt der Nationalmannschaft eher ein schwaches Bild hinterlassen konnte.

Die QM Qualifikation

In der Tabelle der CONCACAF WM-Qualifikation belegen die USA derzeit den dritten Tabellenplatz, mit nur einem Punkt Vorsprung auf Panama. Nur die ersten drei Mannschaften qualifizieren sich jedoch für die Weltmeisterschaft in Russland im kommenden Jahr. Immerhin: Die beiden vergangenen Spiele gegen Trinidad und Mexiko endeten mit positiven Ergebnissen. Am 9. Juni gab es einen Erfolg gegen Trinidad. Christian Pulisic, der sich bei diesem Spiel von seiner besten Seite zeigte, brachte zwei Tore im gegnerischen Kasten unter (52., 62.), wobei der Gegner komplett überrollt wurde und nicht zum Zuge kam. Am 12. Juni gab es dann ein respektables 1:1 gegen Mexiko. Dabei brachte Michael Bradley die USA in der 6. Minute mit einem schnellen Tor mit 1:0 in Führung, doch die Mexikaner schlugen in der 23. Minute durch einen Treffer von Carlos Vela zum 1:1 Endstand zurück.

Foto: Miro Vrlik Photography / Shutterstock.com

Können sich die USA weiterhin behaupten?

Das Versinken ins Mittelmaß wird auf der großen internationalen Bühne spätestens dann beginnen, wenn es die USA tatsächlich nicht schaffen sollten, sich für die Weltmeisterschaft in Russland zu qualifizieren. Wenn wir mal einen Blick auf die Tabelle riskieren, dann wird deutlich, wie unsicher dies ist:

  • 1. Mexiko 14 Punkte
  • 2. Costa Rica 11 Punkte
  • 3. USA 8 Punkte
  • 4. Panama 7 Punkte
  • 5. Honduras 5 Punkte
  • 6. Trinidad 3 Punkte

Vier Spiele sind noch zu absolvieren, wobei noch gegen Costa Riva, Honduras, Panama und Trinidad angetreten werden muss. Qualitativ sollten die US-Amerikaner also durchaus in der Lage sein, die Qualifikation unter Dach und Fach zu bringen. Ganz anders sieht es jedoch beim diesjährigen Gold Cup aus. Es ist durchaus möglich, dass der junge und unerfahrene Kader die Gruppenphase nicht übersteht.

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